Ausflug zum MARS im Planetarium: Music Award Region Stuttgart

(Andrea Berg von Andrea Berg)

Definitiv eine Überschrift in der Kategorie „Felix im Sturm“, aber das Wochenblatt würde wahrscheinlich „MTV-Awards-Feeling im Kessel“ schreiben, da weiß ich dann auch nicht was besser ist. Isch weiss, dass was isch weiss, dass weiss isch, dass Thorsten und ich gestern einen Ausflug zum Planetarium gemacht haben. Nicht um Sterne zu gucken, sondern um auf Andrea Berg und Pur zu warten.

Außerdem mussten wir einen Preis übergeben, Laudator nennt man das, aber ein richtiger Laudator hält in der Regel eine mehr oder weniger bewegende Ansprache, haben wir nicht gemacht. Die „Beste Clubreihe“ ist ein definitiv ein schöner Preis, den wir überreichen durften, Party- und Turnschuhblog halt, aber tief bewegend war schon eher, dass Andrea Berg und Pur leider nicht da waren, so viel vorneweg.

Vorneweg 2:  Ich hatte keine Erwartungen an die Veranstaltung und das ist nicht böse gemeint. Kleiner Regionalpreis halt, keine Ahnung was da auf uns zu kommt, aber auf gar keinen Fall MTV-Awards-Flair.

Vorneweg 3: Die Veranstaltung war sehr knackig organisiert und lief ohne große Probleme ab. Hat die Ulli respektabel gemanaged, dafür durfte sie aber auch den ganzen Abend ein Headset tragen. Ich fands wirklich gut, obwohl ich kein Headset hatte, wobei der Thorsten bisschen zurecht meinte, man könnte den Award durchaus für die breite Öffentlichkeit gestalten, dann wäre die Stimmung besser als nur mit geladenen Gästen. Wobei ich die Atmo (voll die Atmo!) recht entspannt, freundlich und durchaus auch stimmvoll empfand. Gibts das Wort stimmvoll?

(Der neugestaltete Eingangsbereich vom Breuni.)

Wie es sich für zwei echte ordentliche schwäbische Seggel gehört, waren wir natürlich fast die ersten. Davor noch schnell meine Laugenkäsebrezel gevespert, weil ich mir ziemlich sicher war, dass es kein Catering vom Frieder geben wird. Zeitgleich kam die SEMF-Posse an und auch der immer gut gelaunte Martin Eyerer, der ebenfalls einen Preis übergeben durfte. Außerdem liess sich Setzer am Eingangsbereich blicken, und wir jubelten ihm zu wie minderjährige Groupies mit oder ohne Höschen. War ihm fast peinlich, weil er die Seggel ja auch kannte, die da jubeln.

Erster Konsens des Abends: Wow, also im Planetarium war ich mit 8 zum letzten Mal. Und dann Thorsten: „Damals war ich so leicht, dass ich den Stuhl nicht nach hinten kippen konnte.“ Ich: „Das kann man heute definitiv nicht mehr von dir sagen.“ Shake-Hands und ein Sektchen gestürzt, nur einen, kenn mein Konfirmandenbläschen einfach zu gut und wollte nicht während der Verleihung dauernd rausstürzen.

Wir standen am Eingang mit Schowi, Palina und Sentinel-Elmar herum, der dem Thorsten erzählte, dass ich, nachdem Elmar seine Ich-bin-Vater-geworden-juhu-Rundmail verschickt hat, geantwortet hätte: „Lass das Kind bitte kein Reggae hören.“ Kann ich bezeugen, hab ich geschrieben.

(Big Elmar von SentinAl)

Dann kam Strachi mit einer Gucci-Tüte rein, Steilvorlage für uns natürlich: „Alta, bei dir läufts einfach! Spielerverchecker, Suchmaschinenoptimierung! Isch da dein Gucci-Bandana drin?“ Oleole. Strachi wurde bisschen rot und lenkte ab: „Wow, hier war ich mit 10 zum letzten Mal.“ Da konnte Thorsten natürlich gleich kontern: „Damals war ich so leicht, dass ich den Stuhl nicht nach hinten kippen konnte.“ Ich: „Das kann man heute definitiv nicht mehr von dir sagen.“ Schön wenn ein opaeskes Gesprächsthema hat.

Nach und nach füllte sich die Bude. Dank den Outfits und den Frisuren konnte man die Menschen ungefähr der Musikrichtung zu ordnen. Der Glamour-Faktor war recht gering, eher erdig, hoher Adidas-Samba-Faktor, ich kannte wenige Menschen. Thorsten auch nicht.

Um 20:00 gongte es Theater-mässig, und wir nahmen in dem Rondell platz. In der Mitte war die Bühne aufgebaut, normalerweise, also soweit ich mich erinnern kann, steht da die Lichtorgel. Hinter uns ein paar Rollergirlz, natürlich auf Rollschuhen, natürlich auch Thorstens starke Hälfte dabei. Und was sagt er zu den Mädels? „Damals war ich so leicht, dass ich den Stuhl nicht nach hinten kippen konnte.“

Das musst ich dann natürlich gleich mal twittern. „Du, ich twitter jetzt.“ „Echt? Oder soll ich?“ „Ach, lass mich ma.“ „MANN, MÜSST IHR SCHON WIEDER BLOGGEN!?“ blöckte es von hinten. „Nein, wir twittern!“

Zum Opening spielte eine Band namens Yasmine Tourists, die später auch irgendeinen Preis bekommen sollten, der mit 5000 Euro dotiert war. Gab zwei Geldpreise, die anderen sieben waren eben Schwanzverlängerung, Buchstopper oder Blätterpresse. Das Ding war echt schwer, hatte es in der Hand.

Anschließend begrüsste etwas langatmig Peter James, neuer Chef des Popbüros, die Gäste und bedankte sich bei Ulli mit einer Packung Mars-Riegel. Voll fies, jetzt hatte die ein Headset UND Mars-Riegel. Nächstes Jahr organisiere ich das Ding.

Zackig ging es weiter. Palina von MTV moderierte in Blumen-Leggins und God-Save-The-Queen-Freizeit-Hütchen den Award und rief die einzelnen Laudatoren auf die Bühne. Großes Plus war die digitale Präsentation der Nominierten. Nach jeder Laudatio lief auf dem Halbkugel-Screen ein kleines Filmchen ab, zeigte alle potentiellen Kandidaten, dann zwei, drei Sekunden Anspannung und bumms stand der Gewinner dran. Fand ich super gemacht.

Dieser Moment zwischen Vorstellung und Gewinner entwickelte sich nach und nach zu einem hohen Herzklopffaktor. Also bei mir zumindest. Thorsten hat aber glaub getwittert und unser Setzer ist derweil ausgetreten, äh, aufgetreten.

Alle Bands sind ohne Drums und mit verstärkten Akustikgitarren angereist. Hatte ja kein Platz. Bei End Of Green ging dann erst das Mikro nicht, aber mit all ihrer Erfahrung haben sie die Situation überaus charmant gemeistert.

Charmant war auch der Eyerer. Als hätte er schon 3000 Powerpoint-Folien-Vorträge gehalten, stand er da auf der Bühne und stellte die Kategorie „Beste Veranstaltung“ vor und meinte, dass es in Stuttgart doch viele gute Veranstaltung gäbe und wir uns nicht verstecken brauchten. Ich zu Thorsten: „Das sagen wir nachher auch, passt auch bei uns.“ Den Preis bekam für mich etwas überraschend das letztjährige, stark kontrovers diskutierte Day&Night Festival.

Irgendwann durften dann wir auf die Bühne, haben bisschen halbgares Zeug gelabert und dann die Nominierten vorgelesen. Waren 1. Kingston Hot, da musste ich gleich erzählen, dass ich früher im Sub Culture öfters mal SentinAl anstatt Sentinel geschrieben habe, 2. Kaputtraven, Stammdisco vom Thorsten, 3. Urban Session im Bix, 4. White Rabbit und 5. We Are Techno. Hätte gerne meinen alten Homie Elmar den Preis überreicht, aber hab ich natürlich auch schwer für die leicht überraschten Kaputtraver Thomas Geyer und Andres Klein gefreut, die in Stuttgart wirklich in ihrer Sparte Neuland erobert haben.

(Bild von Leser Andee)

Weitere Preise gingen an das Popnotpop-Festival, das LKA, die Röhre und bester Act ist Philipp Poisel, der zum Schluss auch gesungen hat, und damit Pur, Andrea Berg und End of Green ausstach. Setzer meinte auf der Aftershowparty Guter-Verlierer-mässig, das ginge absolut in Ordnung und danach übten wir bis 5 Uhr morgens gemeinsam den Gothik-Dance auf das neue Silke Bischoff-Album. Ein Schritt vor, ein Schritt zurück.

Der MARS hat an diesem Abend definitiv einen großen Schritt nach vorne gemacht sich als dauerhafte, würdige Award-Veranstaltung in Stuttgart zu etablieren.

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23 Comments

  1. says: Toni D.

    Ich bin gestern dran vorbei gejoggt und wusste garnicht was los ist. Hätte ich gewusst dass da lauter schöne, dicke und dünne Menschen sind, wäre ich auch noch kurz rein gekommen.

  2. says: martin

    heilige scheiße! okay ich bin aber katholisch 😀

    danke danke und kommt ab sofort noch vor dem grippenspiel.

    ach ja und die runde bühne: manche meisterten das sehr gekonnt, wie z.b. Paul Woog, die meisten richteten sich in eine Richtung und zeigten insbesondere unser Seite ihren rücken.

  3. says: wangener0711

    dank kessel.tv und den schönen bericht war das so wie das ich da wahr na ja fast… ah schön das es euch gibt i love you!!!!!!!!!!!!!!!

  4. says: hirschi

    Dass die Bauer Studios aus Ludwigsburg, seit 60 Jahren im Geschäft und das älteste private Tonstudio in Deutschland, den Preis für das beste Musikunternehmen bekommen haben, hat Euch entweder nicht interessiert oder die waren wohl nicht modern genug hier erwähnt zu werden. Wen interessiert schon Jazz und so Zeug 🙂

  5. says: martin

    nicht weinen und seltsame theorien entwerfen… habs schlicht und einfach beim runtertippen vergessen. geklatscht haben wir kräftig dafür.

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