Ade Alkoholverkaufsverbot: Endlich wieder zu normalen Uhrzeiten saufen

Ich hab die Schnauze voll, schmeiss alles hin und werde Promi-Gastronom. Ganz ohne Bruder aus der Bundesliga. Watch out for Flyers: „H’ors’t“. Da gibt’s dann zĂŒnftig Weißwurst, Badewannen voll mit Bier und sexuelle BelĂ€stigung.

Andererseits: Das nÀchtliche Alkoholverkaufsverbot wieder ab 8. Dezember endlich wieder aufgehoben. Vielleicht bleibt ja dann doch alles anders (H. Grönemeyer).

In anderen BundeslĂ€ndern brachte mich das idiotische Gesetz eh weit mehr aus dem Tritt als hier zu Hause. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel. Da hilft trinken manchmal ungemein und manchmal macht’s halt einfach nur Spaß.

Auch irgendwie lustig: Dem Tankstellentyp in Köln-Zollstock zu erklÀren, dass ich gerade weder aus dem Kalifat noch aus New York City 1922 komme.

Denn SĂ€tze wie „Stark! Danke! Ich sag’s auch nicht weiter, dass Du mir hier um 22:17 Uhr noch Alkohol verkauft hast!“ kann dort nĂ€mlich keine Sau einordnen. Die gucken nach 22 Uhr eher doof, wenn man nur den neuen Knoppers-Riegel, Zigaretten und keinen Alkohol kauft. „HĂ€?“ sagte er und fragte, wo ich denn bitteschön herkommen wĂŒrde. Obwohl mir klar war, dass er keinen Ort meinte, versuchte ich es zu erklĂ€ren.

Ich: „Stuttgart“
Er: „Und da trinkt man nicht, wenn’s dunkel ist?“
Ich: „Orr, doch, aber 
.“

Habe ihm dann grob die gesetzliche Regelung erklĂ€rt. Er schnitt dabei Grimassen, als ob das meine bescheuerte Idee gewesen wĂ€re, dass ausreichend alte Menschen nach 22 Uhr nichts mehr kaufen dĂŒrfen, damit sie sich wieder wie 22-JĂ€hrige auffĂŒhren können. „Alter!“, sagte er.

Noch ein paar Minuten lĂ€nger, und er hĂ€tte mich aus Mitleid auf ein Underberg-Patrönchen eingeladen. Ansonsten schaute er mich trotzdem an, als wĂŒrde er kein Wort glauben – beziehungsweise, mich eventuell doch fĂŒr sehr besoffen halten.

Apropos gucken: Ein Blick in die Stuttgarter Innenstadt reichte in den vergangenen Jahren, um festzustellen, dass das nĂ€chtliche Alkoholverkaufsverbot großer Quatsch war. Was jugendliche Komatrinker angeht, sind die Zahlen auch trotz des Verbots wieder angestiegen.

Denn die Leute haben nicht weniger, sondern einfach nur frĂŒher und schneller getrunken. Vielleicht bietet sich irgendwann mal die Frage an, weshalb Menschen saufen. Nicht was und wann.

Was sich jetzt Ă€ndert: Die zweite Flasche Vodka, wird nicht ĂŒberhastet, sondern einfach nur gekauft werden. Besoffen macht das Zeug zu jeder Uhrzeit. Alter Proberaumulk: „Bringsch glei an SixpĂ€gg mit, ab Zehne gibt’s nix meh“.

Das Gesetz wiederum, auch das muss erwĂ€hnt werden, war keine Vorschriftskacke, die auf dem Mist der „Scheiss-Tempo30-GrĂŒnen“ wuchs: Der Landtag hatte das Verkaufsverbot im November 2009 mit der Mehrheit der CDU/FDP-Koalition sowie der – hahaha – oppositionellen SPD beschlossen. Am 1. MĂ€rz 2010 trat es in Kraft.

Aus antialkoholischer Sicht heißt das Ende des Gesetzes nun, dass die Kumpels von Thorsten jetzt nicht schon ab 17 Uhr sternhagelvoll sind. Auch irgendwie stark.

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9 Comments

  1. says: mapleleafsmauri

    „Damit bekommen Polizei und Verfassungsschutz neue Befugnisse an die Hand, um Terrorakte frĂŒhzeitig verhindern zu können. Teil des Paketes ist auch das Ende des seit 2010 geltenden nĂ€chtlichen Alkoholverkaufsverbots im SĂŒdwesten fĂŒr SupermĂ€rkte und Tankstellen.“ (C) StZ )

    Wusste gar nicht, dass das nĂ€chtliche Alkoholverkaufsverbot Teil des Anti-Terrorpakets ist. Danke StZ…

  2. says: bernd_s

    Och nö, die arme Zeitung. Es ging halt um 2 GesetzesbeschlĂŒsse, die ab Übermorgen (im Paket) in Kraft treten. Und obwohl die nix miteinander zu tun haben, hat die StZ daraus glĂŒcklicherweise nicht kausalbedingt 2 Berichte geschmiedet um Zeilen zu schinden, sondern einfach beides in einem Bericht verwurstet. Bitte StZ…

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