Neun Jahre kessel.tv – wir haben die Bilder. Alle zwei.

Rechts im Bild sieht man einen Leak unseres neuen, schwarzen kessel.tv Away-Trikots. Was man auch sieht, ist, dass wir jetzt einen Ärmelpartner haben, der uns einen sechsstelligen Betrag pro Saison überweist: Polo Ralph Lauren. Und auch sonst war’s echt schön auf der kessel.tv Weihnachtsfeier am Donnerstagabend.

Der Anlass war aber auch ein besonderer: 9 Jahre ktv. 9 fucking Jahre. kessel fucking tv. Muss man sich mal vorstellen. Und jetzt singen wir dem großen alten Traditionsblog bitte alle auf die Melodie von 1893 das Remake „2008 hey hey“. Auch wenn es rhythmisch holpert, aber das tun die Scorpions ja auch.

Ich hab mal in den einschlägigen Eltern-Foren geschaut, was man mit 9 alles darf. Antwort: so gut wie nix. Wenn’s dunkel ist, musste daheim sein. Im Auto sitzte hinten. Und Schnaps ist auch noch nicht. Nix darf man. Aber viel muss man wohl, wenn man den Insta-Muttis glaubt, die sich fragen, wie denn eine 9-Jährige so performen sollte.

O-Ton: „Ich frage mich, ob man erwarten kann, dass sie selbstständig daran denkt, nachmittags und nachts die Zahnspange zu tragen.“ (Quelle: www.eltern.de › Forum › Leben mit Kind › Eltern raten Eltern). Gut – das wissen wir jetzt ehrlich gesagt auch nicht so richtig. Wir gehen aber mal davon aus. Wovon auch immer.

Was man mit 9 allerdings schon darf, ist: einen schönen Kindergeburtstag feiern. Haben wir Donnerstagabend gemacht. Und die Zahnspangen einfach daheim gelassen, weil da das Gyros nur hängenbleibt.

Während beim Jazz Open „Jamie Oliver und Grace Jones“ (Krupa) aufgetreten sind, direkt daneben auf dem Fischmarkt der Aal-Paule und beim Sommerfestival der Kulturen irgendeine komische Kapelle, die Krupa eigentlich unbedingt sehen wollte, waren wir mit der „gesamten Redaktion“ beim Partygriechen: DJ Elbe, Thorsten, Setzi Setzen, El Geige, Krupa und Nethäkchen Nina. Ja, es heisst Nethäkchen ohne s. Hab mich gerade vertippt, find’s aber voll sweet.

Partygrieche ist übrigens nicht so 100% korrekt. Wir waren jetzt nicht wirklich beim Talabfahrt-Griechen Cavos, sondern beim recht neuen Mova Kouzina im HSV Heusteigviertel. Servietten flogen aber trotzdem. Und zwar die von Setzer, weil er sich das Lätzchen nicht ordentlich umgebunden hatte. Sonst war aber alles eher gediegen, vor allem wir.

Auf dem ersten Themenkärtchen unserer Runde: wenn wir es schon zum 9-Jährigen so krachen lassen (Stichwort: Die Vorspeisenplatte für zwei für sechs) – was für ein Feuerwerk zünden wir dann erst beim großen Gebi im nächsten Jahr?

2018 werden in Stuttgart ja gleichzeitig die TRAM-EM und der 10. kessel.tv Geburtstag stattfinden. In einer ersten Brainstorming-Runde kamen dafür am Donnerstagabend schon richtig gute Ideen zusammen:

Christoph Sonntag soll unsere schönsten Blogbeiträge auf schwäbisch lesen und Eric Gauthier soll ein paar besonders schöne Texte tanzen. Vielleicht kann auch Michael Gaedt blödelnd mit einem Moped durch’s Bild knattern und Cacau kommt und betet mit uns für weitere 10 Jahre?

Leider war das Thema „Was machen wir zu 10 Jahre kessel.tv?“ insofern schnell erschöpft, weil die besten Ideen und Locations alle schon im neuen Uwe Bogen Buch „abgefrühstückt“ (!) wurden. Stichworte: Erster Fernsehturm der Welt, Zahnradbahn im Schlafi im Theater Rampe, das Bad Berg.

Also haben wir uns schnell über was anderes unterhalten: TV Serien. Zufall oder Fügung, dass am Nebentisch der Gewinner eines Frank Underwood Look-a-Like Contests saß? Ich hab ein Foto gemacht, aber ich mag’s hier nicht so öffentlich teilen. Stellt Euch einfach Kevin Spacey in uncool vor. Der saß nebenan, seine Frau allerdings mehr der Typ Gerlinde Kretschmann als Claire Underwood. Nicht so wirklich bumsbar. Oder wie der Kollege Setzer es an diesem Abend ein bisschen feinfühliger formulierte: „nicht koituswürdig“.

Bei der Seriendiskussion kann man vielleicht zusammenfassen: alle geil. (Vor allem die VfB Rückrunden-Serie höhöhö). Nee, im Ernst – von den Binge-Experten am Tisch wurde vor allem die neue Staffel House of Cards gelobt, Black Mirror wohl auch top, und The Leftovers ist ein super Geheimtipp (also so ein richtig geheimer Tipp, nicht Geheimtipp im Sinne von „Das beste Eis der Stadt gibt’s im Pinguin. Bittesehr. Eure STZ“).

Bei der Twin Peaks Fortsetzung sind sich die, die schon was gesehen haben, nicht ganz so sicher nach 2 oder 3 Folgen. Thorsten meinte aber, ganz am Ende tritt wohl eine Band aus Schorndorf auf.  Ja, David Lynch liebt es, die Leute zu erschrecken.

Krupa verkündete aus dem Nichts plötzlich, dass Tinder das neue facebook sei. Gewagte These einerseits, andererseits kennt sich niemand so gut mit Big Data aus wie er – unser Mann aus dem Maschinenraum. Wie er denn darauf käme, wollten wir wissen. Auf Tinder würden sich inzwischen ganze Gruppen von Gleichgesinnten verabreden. Ja, zum Bumsen – vermuteten alle anderen am Tisch. Aber Krupa war sich sicher: Nö, einfach so. Auch mal zum Grillen.

Ob das so stimmt, soll er glaub besser selber überprüfen. Ich möchte bitte nicht derjenige sein, der mit einer Schüssel unter dem Arm in eine Gruppensex-Veranstaltung platzt und sagt „Ich hab n Nudelsalat gemacht.“

Apropos Nudelsalat. Wie war eigentlich das Essen? Oder die kulinarische Realität – wie es gerade erst in der Pressemitteilung des Heuss hieß? Essen war gut. Auch wenn es keine Sisyphus-Platte wie im Cavos gab. (Die geht so, dass gerade, wenn du die Nase voll hast, von irgendwo her eine neue Linie kommt… aber egal.)

Vorneweg gemischte Vorspeise. Das ist beim Griechen ja sowas wie ein Must-have. Weil erstens von ellem ebbes und zweitens: Super conversation starter, wie der Amerikaner sagt. Hier das entsprechende Bullshit Bingo zum ausschneiden und mitnehmen:

„Oh, was ist das denn Raffiniertes?“

„Danach passt aber nix mehr rein“

„Aber nicht am Brot satt essen, gell?“

„An Knofi (!) haben sie aber nicht gespart“

„Ich muss heute zum Glück ja niemand mehr küssen“

„Na, wer weiß. Höhöhö.“

„Nimm doch du bitte das Anstandsstück“

Hauptgericht war denke ich auch bei allen gut. Koch hat glaub eine leichte Beilagen-Allergie, sonst wäre außer Fisch bzw. Fleisch vielleicht noch was anderes auf dem Teller gewesen, aber ok. Nachtisch ließ sehr lange auf sich warten und war denn eher so n Hörnchen vom Hafendörfer als ein Highlight. Aber Nachtisch ist ja auch nicht jedermanns Sache.

DJ Elbe zum Beispiel sagt „Schnaps ist meine Nachspeise.“ Und hätte Heinz Strunk das nicht von schon von Fleisch und Gemüse behauptet, dann könnte unser Boss Elbe daraus ein Buch machen. Oder zumindest einen Buchtitel. So wird’s jetzt halt ein Unterarm-Tattoo.

Nach der Nachspeise also Schnaps. Nach dem Schnaps alle raus, Selfie hier, Selfie da. Das große Bandfoto-Shooting. Wo war eigentlich Elbes Selfie-Stick, wenn man ihn mal braucht. Dann die drängende Frage: Und nu?

-Weiterziehen.

-Fischmarkt anybody?

-Bitte nicht.

-Marktplatz?

-Ich geh heute nicht mehr aus dem HSV raus, ich wohn doch hier.

Mit dem Alter wächst die Komfortzone. Also hiergeblieben. Plötzlich alle unisono: Schirmstüble – da wollte ich schon immer mal hin. Gut, wenn ich an da-wollte-ich-schon-immer-mal-hin denke, fallen mir eher Buenos Aires ein und Vancouver, als Immenhofer Straße. Aber Blogger sind nicht besser als Lemminge. Also alle ins Schirmstüble, wo sich der griechische Abend unbewusst fortsetzte: Wirt Yannis war lautstark am Telefon mit Lesbos oder Kos als wir kamen.

Im Schirmstüble lief Nonstop Pop und Rock. Wir haben alle „Die neue Hundertsiebensieben“ Trailer auswendig mitgesungen. Und es durfte geraucht werden. Sogar in der Geschmacksrichtung Ingwer-Kaktus, wie unser Krupa. Der versuchte, mir Cloud-Rap zu erklären, was allerdings intellektuell vollkommen an mir abperlte. Genau wie die Beschreibung einer ominösen Zielgruppe, die sich irgendwo zwischen Ex-Nazi-Reggae-Hooligans bewegt.

Den späten Verkehr auf der Immenhofer Straße beobachtend und Phil Collins und REM lauschend sprachen wir beim letzten Bier die echten Probleme der Stadt an. Auch das muss ein Stuggi-Bloggie wie kessel.tv, der langsam erwachsen wird, dürfen. Scheiss-Verkehr. Staustadt Stuttgart. Wenn man auf sein Auto verzichtet, wie kann man dann noch sein Pferd transportieren?

Und überhaupt: alle Autos raus aus der Stadt. An den Kesselrand. „Aber dann sehe ich ja mein Auto so selten“ meinte Krupa, stand auf und ging. Ach ne, das war ja Bosbach. Krupa blieb. Und rauchte Ingwer-Kaktus.

Dafür liebe ich den Kerl. Wie die anderen vier Partygriechen und -griechinnen auch. Man muss auch mal was gut finden. Und man muss sich auch mal lieb haben.

„The best meals are the ones we eat with friends“ stand dazu passenderweise an der Wand im Mova Kouzina. Wieso haben wir davor eigentlich kein Selfie mit Frank Underwood gemacht? An der Wand im Schirmstüble dagegen stand nur: Strippen? www.tabledance-stuttgart.de

Die Band, die Krupa übrigens unbedingt auf dem Marktplatz sehen wollte, kam gar nicht erst, erfahren wir am nächsten Tag. Irgendwelche Jungs aus Nigeria, die wegen Muslim Ban zwar aus den USA raus aber da nicht mehr reingekommen wären. Pechvogel des Abends war aber trotzdem Thorsten. Der hat beim Schrottwichteln das Buch von Uwe Bogen „gewonnen“.

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