52 Albums/10: Coldplay „A Rush of Blood to the Head“

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Dieses Album fällt für mich in eine besondere Zeit. Das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber es war für meine Holde und mich der letzte Sommer ohne Kind – und mit Kind verändert sich ja bekanntlich so einiges.

Wir führten zu der Zeit ein absolut typisches DINKI-Leben („Double Income No Kids“). Schicke Maisonette-Wohnung im Westen, zwei Autos, Motorrad, fünf mal im Jahr im Urlaub, samstags shoppen, abends auflegen und sonntags um 12 mit Freunden brunchen, oder gleich ganze Sonntage im Bett bleiben.

Ich erinnere mich noch an einen sonnigen Sonntag in jenem Sommer, wir fahren zu zweit mit dem Audi Cabrio (ja, alle Klischées erfüllt) an nen See zum Baden und hören Coldplay „A Rush of Blood to the Head“. So war das Leben damals.

Zur Musik: Ich hatte allgemein zu der Zeit so eine kleine Gitarren-Phase. Hat mir einfach gefallen, die ganzen neuen „The“-Bands wie Strokes oder Mando Diao, natürlich auch White Stripes aber auch Oasis. Und eben Coldplay.

Man muss sehen, und das kann man sich heute kaum noch vorstellen, dass Coldplay vor diesem Album eine richtige Indie-Band waren. So in den normalen Motor.FM-/Schocken-Kreisen schon bekannt und einigermaßen erfolgreich. Aber nix mit Hollywood, Gwyneth Paltrow und so. Ich kannte die Single „Yellow“ aus dem ersten Album „Parachutes“ schon auch, hat mich aber nicht so umgehauen.

Und dann kam „In My Place“. Dieser fies hängenbleibende Pianolauf und ein schlichtes Video, das ich mir immer wieder angeschaut habe. Und dann hab ich mir das Album gekauft. Und es war noch besser. Von vorne bis hinten, ein Tophit im besten Sinne des Wortes nach dem anderen und zusammen ein Meisterwerk.

Es fängt ganz leise und gleichzeitig mit einem Knall an mit „Politik“, dann kommt gleich der Schmuse-Hit „In My Place“ und anschließend mein Alltime-Favourite Coldplay- und Gitarren-Lied: „God Put A Smile Upon Your Face“. Jetzt mal ohne pathetisch zu werden – hört Euch mal dieses Lied an! In Ruhe zu Hause mit dem Kopfhörer.

„The Scientist“ und „Clocks“ danach waren dann die späteren Hits, absolut verdient, und auch „Daylight“ ist spitze. Dann wird es nach meinem Geschmack mit „Green Eyes“, „Warning Sign“ und „A Whisper“ etwas schwächer – das knallt einfach nicht so. Dann aber wieder ein Knaller mit „A Rush of Blood to the Head“ mit einer der wenigen Songzeilen, die ich mir merken kann „I’m going to buy a gun and start a war“ und als würdiger Abschluss das weinerliche „Amsterdam“.

Ich überlege gerade, ob meine Vorliebe für Coldplay daher kommt, dass ihre Piano-Läufe und String-Flächen schon immer an Techno und Trance erinnert haben und sowohl für übelste Tränz-Cover als auch für gelungene Remixe wie „Talk“ im Francois K Dub herhalten mussten.

Im Jahr darauf bin ich dann auch tatsächlich mit meinem Indie-Ratgeber und Kumpel Tilli zum Coldplay-Konzert nach Böblingen gefahren. Und obwohl diese Halle der hässlichste Bau der Welt ist (was zu Böblingen passt), war es absolut überragend. Piano, Laser, Nebel, Gitarrenwand, da geht was.

Und Chris Martin natürlich, der ist halt charismatisch, wie man so schön sagt, ein Bono für Unter 40-jährige. So der Typ, wenn der zu Dir sagen würde, komm, wir fahren 5 Monate mit dem Fahrrad durch die Wüste Gobi, Du würdest gleich packen.

Zu der Zeit war meine Freundin dann schon schwanger, und ich war etwas nervös immer mit der Hand am Handy, weil es hätte jederzeit so weit sein können. So haben Coldplay dann auch die jetzige, schönste Phase in meinem Leben eingeleitet.

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9 Comments

  1. says: D*Jan Neiro

    ‚I’m gonna buy a gun and start a war‘ ist ein absoluter riesen Satz! Hab ich witzigerweise vor ein paar Tagen auch schon mal hier erwähnt: http://www.aerodynamite.tv/sunday-chillout/

    Ich hab zu dem Album auch ne besondere Verbindung- zum Teil gute, zum Teil schlechte (Amsterdam-Höllen-Trip und Coldplay im Auto…)…habs aber leider noch nie geschafft zu nem Konzert zu gehen. Kann mir auch nicht so richtig vorstellen, dass Chris Martin live so singen kann …???

    Bemerkenswert find ich bis heute auch die Aussage von Coldplay, dass ohne die Band ‚Travis‘ die Jungs nie die Motivation gehabt hätten Coldplay zu gründen. Und gott sei Dank haben sies getan…

  2. says: se

    zu coldplay hab ich in den letzten jahren ein eher gespaltenes verhältnis, was aber wohl einzig und allein am frontmann und seiner medienpräsenz liegt, denn a rush of blood to the head war und ist schon ein ganz großartiges stück popmusik. nicht zu leugnen.

  3. says: Tim

    Coldplay live und open air — HAM-MER! (Und ja, Chris Martin singt live auch einigermaßen. ;-)) Der Spaß wird aber leider auch von Tour zu Tour teurer. 🙁

  4. says: julia

    ohhh very nice das album…
    ob „in my place“, natürlich „the scientist“, „clocks“ oder „green eyes“ oder oder oder.

    @martin: musch auch mal für neues offen sein! gitarrenmusik is nich so schlimm wie du denkst 😉

  5. says: JMO2

    Gutes Album und guter Text. Hab das Album gestern abend dann auch mal nach etlichen Jahren mal wieder rausgekramt und angehört.
    Hab zwar im Endeffekt eher gemischte Erinnerungen an die Zeit meines Lebens als das Album mich begleitet hat, was aber nichts am Album an sich ändert.

  6. ich erinnere mich noch ganz genau an dieses konzert in böblingen. schon damals war das chris-martin-klavier dabei und hat aus der üblen verstehen-sie-spaß location einen magischen ort gemacht. 2003. wahnsinn, manche konzerte vergisst man nie.

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