52 Albums/07: Bad Religion „Generator“ by Svenja Eckert

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(Svenja Eckert (*) hat konsequent kleingeschrieben und ich war zu faul das wieder rückgängig zu machen.)

wahrscheinlich werden hier an diesem virtuellen stuttgarter ort für hauptsächlich elektronische musik und hiphop-kultur nur ganz wenige meine große liebe zu generator teilen können.

allen die fragen hä?! bad religion? nie gehört… sei gesagt (schublade auf) bad religion machen melodischen punkrock (schublade zu).

und allen die behaupten, bad religion hätten in ihrer geschichte allein einen song geschrieben und den einfach immer wieder neuveröffentlicht, ein kopfschüttelndes tsss!

noch kurz vorneweg, ursprünglich wollte ich was über ein anderes album erzählen, einer sicherlich mainstream-kompatibleren band (die sicherlich auch mehr big ups von euch ernten würde), aber ich habe mich vor kurzem mit einem freund über musik, die uns bewegt (hat) unterhalten, und dabei fiel mir wieder auf dass mich generator seit über 15 jahren begleitet, ich es durchweg gerne gehört habe und es mich somit wahrscheinlich am intensivsten geprägt hat. meine erste große liebe halt, von der ich euch jetzt erzählen will.

ich war 13, gerade teenager geworden und mit meiner mutter bei bekannten zum abendessen eingeladen. die bekannten hatten selbst 2 kinder. söhne. einer 3 jahre älter als ich, einer 3 jahre jünger. folglich versprach ich mir vom unterhaltungsfaktor an diesem abend nicht sehr viel. doch der abend wurde für meine bewusst-musik-konsumieren-historie irgendwie grundsteinlegend…

nach dem essen ging ich mit dem älteren der 2 söhne in sein zimmer, wir unterhielten uns verzwungen krampfhaft (bekanntermaßen fühlen sich in dem alter 3 jahre altersunterschied an wie 20), bis er auf die idee kam, mich einfach nur noch mit dem zuzumüllen was ihn im moment beschäftigt.

das waren genaugenommen zwei dinge: skateboarding und musik. ich fands sehr interessant und war über den schwenk des abendverlaufs hoch erfreut. besonders als er mir DAS album vorspielte.

like a rock, like a planet sind die ersten gesungenen worte von greg graffin beim ersten song des albums (der auch zeitgleich titelsong des selbigen ist) und wie ein fels oder eben ein planet stürzte generator in meine welt und ist dort unverrückbar geblieben, bis heute.

ich mag an ihm vorallem die erdigkeit. es ist schnelle, vorantreibende aber warme musik. generell war und bin ich ein großer fan von dem bad religion-typischen mehrstimmigen gesang und den hintergrundchören.

natürlich habe ich mir nach entdeckung dieses albums viele der bereits erschienenen alben gekauft und später auch noch ein paar der neuherausgekommenen, mochte die auch stellenweise sehr, aber im vergleich gefallen mir die songs und der sound von generator nach wie vor am besten. wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass hätte der 3 jahre ältere mir damals von bad religion nicht generator sondern zufälligerweise suffer oder against the grain vorgespielt, ich ziemlich sicher heute davon berichten würde.

btw, generator war das 6. studioalbum der band, bis heute haben sie mehr als doppelt soviele veröffentlicht, darüberhinaus noch mehrere live-alben.

mit ihren texten stießen sie bei mir auf offene ohren. da gings nicht um poppiges she-loves-me-not-uhhlalala, sondern um gesellschaftspolitische themen die – oh wunder! – zum großen teil auch heute noch aktuell sind.

remote control/three cars for every family/corruption at the expense/of the simple majority/a violent crash/a plunder of the third world/any wretched ploy/that bolsters our economy (aus too much to ask)

greg graffin, sänger und songschreiber von bad religion hat seit 2003 einen doktortitel in evolutionsbiologie, was wohl darauf schließen lässt dass er kein vollzeitpunk mit flacher sex-drugs-and-rocknroll-attitüde ist, doch zum glück halt auch kein chris martin oder bono (versteht mich bitte nicht falsch, ich bin der meinung dass es prinzipiell super ist wenn sich künstler für eine verbesserung der weltpolitischen umstände einsetzen, ich finde nur, man sollte damit nicht hausieren gehen und nicht jeder kamera die betroffenheitsvisage oder wahlweise das gutmenschlächeln präsentieren).

der 3 jahre ältere hat mir seine generator-cd netterweise gleich noch an dem abend ausgeliehen damit ich sie mir überspielen konnte, auf kassette natürlich! das waren noch zeiten als man an das thema kopierschutz keine einzigen gedanken verschwendet hat…

das tape lief bei mir hoch und runter, im kassettenrekorder in meinem kinderzimmer, im auto morgens wenn mich meine mutter in die schule fuhr, in meinem walkman im bus auf dem nachhauseweg, ein ständiger begleiter halt.

ein paar jahre später, anno 1996, bei einer meiner ersten shoppingtouren zum ratzer, habe ich mir dann das album auf platte gekauft (eine der wenigen lps die ich besitze), die kommt natürlich immer als eine der notnagel-platten mit zum auflegen, sollten die cd-player mal versagen…

vor ein paar wochen dann wurde generator auch mein erstes (und einziges so far) komplett bei itunes runtergeladenes album, der bequemlichkeit halber, mit dem positiven nebeneffekt dass ich es in den vergangenen wochen, verglichen mit den jahren zuvor, wieder verhältnismäßig oft gehört habe.

punkrock ruled my world und auf den rest war geschissen – im jahre 1993! ich bin mir fast sicher, ohne diese musik wäre ich ein (noch) schlechterer mensch geworden… bad religion halfen mir mit diesem album meine pubertät in fahrt und auf kurs zu bringen (und das trotz der folgenden zeilen aus no direction:

no one can live with the decisions of their own it seems/so they look to someone else/to tell ‚em what to be/tell ‚em what to wear/tell ‚em what to say/tell ‚em how to act and think and compel others compulsively/until the world is all like them/a righteous student came and asked me to reflect/he judged my lifestyle was politically incorrect/i don’t belive in self important folks who preach/no bad religion song can make your life complete/prepare for rejection/you’ll get no direction from me).

da ich kein musikjournalist bin, erspar ich euch und mir ausufernde, musiktheorethisch unfundierte abhandlungen zu jedem einzelnen song und empfehle lieber, euch die 30min des albums einfach mal (wieder) selber anzuhören.

nicht vergessen darf ich an dieser stelle:

ein herzliches dankeschön an damiano m. (der 3 jahre ältere), der mir an dem besagten abend unwissenderweise eine freude fürs leben gemacht hat!

(*) Svenja Eckert ist Fotografin und ihre aktuelle Ausstellung ist in der Galerie Dora Asemwald zu sehen. Außerdem legt sie noch ab und zu in Läden wie dem Mata Hari oder Kap Tormentoso Gitarre auf.

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14 Comments

  1. says: Busyicer

    ha ich kenns =)

    die älteren skate bei uns haben das immer gehört und ich dachte als klein kind immer das es so satanische musik war.
    wie ich drauf gekommen bin? wegen dem durchgestrichenen kreuz auf deren shirts…
    naja was will man von einem 8-10 jährigen jungen erwarten…

    aber ich muss echt sagen es gab scho a paar coole tracks..
    nur könnte ich die nie benennen =/

  2. says: martin

    ich kenn glaub kein lied von der kreuz band, aber ich muss immer an die abizeit und einen schulkumpel denken, der auch die-hard-BR-fan war und in seinen abi-steckbrief geschrieben hat, o-ton:

    bad religion ist melodischer punkrock in seiner reinsten form

    kann ich mich irgendwie immer noch dran erinnern

  3. Liebes Fräulein Eckert:
    Da du ja bisweilen am CD- oder Plattenspieler rockfreudiger Kneipen und Clubs die Musik wählst, hast du die Macht, der Jugend die Freude an Bad Religion zu vermitteln. Wenn ich also beim nächsten Mal im Beatclub Pogo tanze, dann bitte zu Bad Religion.

  4. says: JMO2

    Bad Religion sind fein, auch wenn man hierzulande wohl nur „Punk Rock Song“ kennt. Wahrscheinlich weil es den in einer deutschen Übersetzung gibt

  5. says: Engel

    Bad Religion sind einfach der Hammer! Ich habe Sie zum ersten mal 1997 auf´m Open Flair in Eschwege gesehen! Der absolute Wahnsinn, selbst als die Roadies die Guitarren gestimmt haben wurde schon gemoscht! Super Sache…ich hoffe das die Jungs noch lange zusammen auf Tour gehen…

  6. says: se

    update: morgen is es dann soweit, ich sehe diese für mich legendäre band zum ersten mal live! beim pirate satellite festival im lka. jetzt, mit 33, bin ich bereit dafür. früher hab ich mich nie getraut auf ein konzert von ihnen zu gehen, denn sie hätten ja mit ihrem liveauftritt das kaputtmachen können, was ich immer in ihnen sehen wollte. ich hoffe, die scheu war unbegründet und ich kann morgen nochmal 13-17jahre alt sein 🙂

  7. says: se

    hab mich voll gefreut dass sie generator gespielt haben, fands doof dass sie punkrocksong gespielt haben, war zufrieden einfach nur da zu sein und sie mal live in dem relativ kleinen rahmen gesehen zu haben, finde aber unterm strich hab ich die letzten +/- 20jahre nix grandioses verpasst und belustigt haben mich manche moves vom frontmann, die kann man so ähnlich auch bei schlagersternchen sehen 😉 dein eindruck? andere eindrücke?

  8. says: stegoe

    Das war schon recht routinert was die Herren da runtergespielt haben, aber ich fand’s gut. Das letzte Mal BR war bei mir nun auch schon wieder einige Jahre her und in so einem vergleichsweise kleinen Rahmen noch länger. Punk Rock Song hat mich jetzt nicht gestört (die Hits müssen halt sein), ich hab mich sehr gefreut das sie Against the Grain gespielt haben. Und die Moves haben sich die Schlagersternchen wenn dann hier abgeschaut 🙂

  9. says: Beraternase

    Hey do what you want, but don’t do it around me.
    Idleness and dissipation breed apathy.
    I sit on my ass all goddamn day,
    A misanthropic anthropoid with nothing to
    Say what you must, do all you can,
    Break all the fucking rules and
    Go to Hell with Superman and
    Die like a champion, yeah hey!

    1 Minute Songs und katastrophale Live CDs: Echte Punkrocker halt.

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