20 Jahre Caffè-Bar am Tagblattturm Stuttgart

„Always there“ wie Incognito bzw. zumindest seit 20 (fucking) Jahren: Ganz herzliche Glückwünsche an die Caffè-Bar am und unter dem Tagblattturm zu den vollendeten zwei Jahrzehnten Kaffee-Kultur in Stuttgart, lange lange bevor all over in der Stadt eine Religion aus Kaffee gemacht wurde. Und abends verwandelt man sich in eine Bar, Drinks und Rodel gut. Mit DJ am Wochenende, Stichwort „Espresso-Klub“.

Wenn etwas 20 Jahre alt oder jung wird, schreibt man gerne, was vor 20 Jahren war: Also, im Mai 1998 war auf jeden Fall noch Helmut K. und D-Mark, Espresso 1,50 DM (das sind 1,50 Euro, das sind 3 D-Mark…). Und M1 am HBF. Und das Interweb war noch mies. Weswegen wir immer im M1 waren und live tindern mussten. Leider wurde ich immer nach links gewischt.

Vor 20 Jahren eröffnete also die Caffè-Bar in einem ehemaligen Friseur, epic Typo:

Der Betreiber Heiko Fleck, der im Jahr 2007 den Laden von seinem Vater Otfried Fleck übernahm und bis ins Jahr 2009 auch die benachbarte Ha.Bar schmiss (und immer wieder andere gastronomische Projekte in und außerhalb Stuttgarts, darunter auch interimsweise die kulinarische Fernsehturm-Versorgung), packt die Geschichte aus:

„Gegründet wurde die CAFFÈ-BAR (ehemals Fleck & Schneck) 1998 von Otfried Fleck und Wilhelm Schneck. Otfried Fleck ist Friseur und Inhaber des „Friseur am Tagblatt-Turm“.  In den Räumlichkeiten, die heute die CAFFÈ-BAR  beherbergen, eröffnete er 1973 seinen ersten eigenen Salon.

Anfang 1998 zog der Friseur um in größere Räume. Zwar direkt nebenan, konnte sich Otfried Fleck jedoch nicht von seinem gemütlichen alten Salon trennen. So war, zusammen mit seinem langjährigen Kunden, dem Schauspieler Willi Schneck, schnell die Idee geboren, dort zusammen ein kleines Cafe zu eröffnen.“ 

Die gute Idee sah dann irgendwann so aus, everybody likes this zwei Quadratmeter.

Herzstück ist natürlich die Kaffeemaschine sowie das Spirituosenregal, das mit viel Liebe zum Detail angefertigt wurde und zum Teil aus alten Regalteilen besteht, die eingepasst wurden. Die gewölbte Decke wurde übrigens von einem Kulissenmaler entworfen und bemalt.

Zu weiteren Berühmtheit in den 20 Jahren brachte es die schmale, lange ikonische Außenterrasse, laut Heiko die erste ihrer Art in Stuttgart, also die erste direkt an einer viel befahrenen Straße. Sieht man einmal vom beim-Palast-aufm-Boden-rumhocken seit mehreren Bier-und-Radler-Generationen ab.

„Zwei Jahre nach Eröffnung der CAFFÈ-BAR wurde im Jahr 2000 Stuttgarts erste Terrasse direkt an einem City-Ring liegend in der Innenstadt eröffnet. Geplant von einem Stuttgarter Architekturbüro sitzt der Gast wie auf einem Freisitz, nur von einer Betonmauer getrennt, direkt an der Straße, praktisch eine öffentliche Bühne mit verzinkten Nachttischlampen und einem Metallgitter als Accessoires.

„Café überm Abgrund“ titelte einst eine Tageszeitung, die auf die Nutzungsänderung, von Stuttgarts ekeligster Bedürfnisanstalt für nächtliche Stadtschwärmer zur Stuttgarts neuster Design-Terrasse einging.“ 

Weil, interessant, direkt darunter tut sich ein (für die meisten wohl) unbekanntes unterirdisches Level auf: „Die Terrasse liegt heute direkt über dem letzten verbliebenen Zugang einer großen, weitläufig verzweigten Fußgängerunterführung mit Rolltreppen, Schließfächern, Telefonzellen und einem Kiosk die in den 80er Jahren geschlossen wurde.“

Heiko Fleck besitzt einen der wenigen Schlüssel für den Eingang:  „Den unteren Teil der Terrasse entriegele ich und schiebe das komplette Terrassendeck unter das obere. Deshalb auch der Versatz! Dann gehe ich runter, schließe auf und bin im feuchtwarmen Klima der Stuttgarter Unterwelt. Alte Hinweisschilder weisen den Weg, die U-Bahn rattert spürbar nicht weit entfernt durch ihren Tunnel, die riesigen Fernwärmeleitungen ein Raum weiter machen es so angenehm warm.“ 

Klingt wie Super Mario zocken, nur dass selbst Super Mario ist.

Das 20jährige feiert man am kommenden Wochenende völlig verdient super lang, damit es auch alle Stammgäste vorbei schauen können. In 20 Jahren kommt was zusammen, unter dem Tagblattturm gerne auch aus Stuttgarts Kreativ-Szene. Die Caffè-Bar ist so ein Laden, den nennen manche ganz gerne „ihr Wohnzimmer“ oder „zweites Zuhause“. Darauf ein frisches Croissant und danach einen Likör, ist ja schon 12.

Und die Gäste kommen auch trotz der riesigen Ex-Teppich-Galerie-Baustelle nebenan, die jetzt bald fertig sein müsste und die Laufwege zur Caffè-Bar wieder flüssiger sind. Damit es nochmals ein paar Jahre oder Jahrzehnte mehr werden.

20 Jahre Caffè Bar – von Donnerstag, 17. Mai bis Sonntag, 20. Mai 
www.facebook.com/CaffeBarStuttgart

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