Neue SSB-Regel: Bitte im Bus vorne einsteigen!

Tja, wir müssen alle gucken wo wir bleiben, auch die SSB. Ab 27. Februar dürfen die Bus-Fahrgäste, bis auf einige Ausnahmen wie Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwägen, nur noch vorne einsteigen und müssen dabei ihren Fahrausweis zeigen oder Ticket lösen, wie heute die StZ berichtet.

Der Grund scheint offensichtlich: Hinten springste schnell mal schwarz rein, wie wir alle wissen. Dann guckt man immer verstohlen nach vorne in die großen Rückspiegel über den Busfahrer und hofft nicht, dass er dich im Visier hat. So ging es mir zumindest immer, bei meinen eher seltenen Busfahrten.

Das wird übrigens bereits schon seit Mai 2009 auf sieben Linien getestet (am östlichen Stadtrand, so der Bericht), dabei sei die Schwarzfahrerquote um Zweidrittel gesunken. Man errechnet sich mit dieser Maßnahme einen zusätzlichen siebenstelligen Millionenbetrag zu den 180 Millionen, die man gerade jährlich einnimmt. Allerdings ist der Mehrbetrag nur als Verlustausgleich vorgesehen, die Fahrpreise werden sicherlich nicht gesenkt.

Kritik hagelt es von vielen Seiten und der SSB-Betriebsrat bemerkt, dass man bei einem Vordereinstieg bei 200.000 Fahrgästen die Pünktlichkeitsquote von aktuell circa 80 Prozent nicht einhalten könnte. Bei besagten Testbetrieb standen die Busse angeblich drei bis vier Minuten an einer Haltestelle.

Wirkte sich aber laut einem SPD-Politiker nicht auf den Fahrplan der Testlinien aus: „Nach Fahrplan seien die Busse auf den Testlinien aber nur deshalb gelaufen, weil die Fahrer die beim Einstieg verlorene Zeit durch aggressiven Fahrstil wieder hereingeholt hätten.“ Mein heutiger Lieblingssatz. Diesen aggressiven Fahrstil hat übrigens der Krupa schon ohne Vordereinstieg zu spüren bekommen, genauer gesagt sein schönes Mercedes Coupé.

Weiterhin wird bezweifelt ob dadurch mehr Geld in die Kasse gespült wird. „Bei anderen Verkehrsbetrieben würden sich Schwarzfahrer einfach mit irgendeinem Ticket am Busfahrer vorbeimogeln. VVS-Abteilungsleiter Hans-Georg Glaser glaubt, dass die Schwarzfahrerquoten nach einigen Monaten wieder anziehen: „Das ist ein anfänglicher Hype, so etwas schläft später wieder ein“, heißt es in dem Artikel. Alter Trick, ist wie der gute alte Stempelabdruck beim Clubben.

Mal schauen, vielleicht steht Stuttgart ab Ende Februar Schlange wie in London. Wobei ich schätze eher da bildet sich, je nach Haltestelle, eine riesige Menschentraube und alle wollen nur panisch in den Bus und der Fahrer steht kurz vor der Kollaps. Ob man ihn zukünftig freundlich grüsst, wie in dem Artikel steht, bezweifel ich schwer.

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25 Comments

  1. says: Thorsten W.

    Ich fahr ab und zu mit einer der Testlinien, zumindest sagt ein Schild, dass man nur noch vorne beim Fahrer einsteigen darf. Hält sich aber keiner dran, alle steigen hinten ein und der Busfahrer sagt nix. Und wenn dann mal 3 Leute bei ihm ein Ticket kaufen wollen, dann guck mal sein Gesicht an…

  2. says: chris

    äh, sonst gehts denen noch gut. bei mir in vaihingen fährt der 82er bus. der hat morgens immer 10 min verspätung. ansonsten kommt er 2 min zu früh. wenn diese maßnahme umgesetzt wird. wann kommt dann mein bus? wann er will. ach schmeißt doch den fahrplan in den müll.

  3. says: TG

    was für ein Bullstuhl! Ich hab jetzt leider keine Statistik parat, vermute aber stark, dass Stuttgart die Großstadt mit den wenigsten Schwarzfahrern ist – dennoch werden ständig neue Regeln eingeführt, damit der Bürger bloß nicht das Gefühl hat, dass man ihm das Leben einfacher machen möchte. Schon mal was von Serviceorientierung gehört? Ach ne, ist ja nicht wichtig. Monopol und so.

  4. says: westernbasti

    kutmaster: bin dabei! aber bitte auf der 42 oder 44…

    übrigens, nen „siebnstelliger millionenbetrag“ is ganz schön viel heu, da kann man einige bahnhöfe von unter die erde legen…. [klugscheißen ende]

  5. says: Flo

    Wer sich bei den Fahrern der SSB nicht mit irgendeinem Ausweis durchmogeln kann ist selber Schuld. Und die Kontrolleure sind ja immer der maßen einfach zu erkennen, dass ich auch nur müde lächeln kann 😛

  6. says: seeopfer

    auf den teststrecken macht das doch eh keiner, wie schon oben erwähnt.

    traurige geldverschwendung für das pseudo planen und pseudo umsetzen

  7. says: neongrau

    @westernbasti: hihi, den hab ich mir verkniffen =D

    Ich halte die „vorne einsteigerei“ auch für ziemlich unsinnig…
    Wenn ich vorne einsteige und dem netten Herren kurz meinen vvs-Ausweis hinhalte erkennt der doch im Leben nicht ob die Karte noch gültig ist, ob ich auch die richtige Nummer auf dem Märkle eingetragen hab und ob mein Verbundspass nicht schon abgelaufen ist. Zudem müsste er von mir als Student dann auch noch den Studentenausweis verlagen. (und das macht er dann am bestenpro Haltestelle 10 mal ohne dabei Zeit zu verlieren…)

    Selbiges wurde vor kurzem auch in Stresslingen umgesetzt, dort wurde ich dann aber zusätzlich noch an einem Tag auf 2 Busfahrten 2 mal von Kontrollettis kontrolliert. Macht das Sinn, nur vorne einsteigen zu lassen und dann zusätzlich auch noch verstärkt Kontrolleure einzusetzen?

  8. says: Mare

    das ist der absolute horror morgens wenn ne horde schüler und rentner vor einen stehen und jeder seinen lappen zeigt -.-
    in den esslinger buslinien leider schon alltag….

  9. says: Sebert

    Ich düse täglich mit dem 43er durch die Gegend, und die Zeiten werden ja so (mit zwischen 0 und 3 Leuten die ne Karte kaufen) schon nur knapp eingehalten, lass dann mal noch eine rote Ampel kommen und schwupps ist die Verspätung da. Ausserdem sind die meisten Busfahrer jetzt noch gut gelaunt, oder zumindest höflich. Das würde sich dann sicherlich ändern 😉
    Eines der teuersten ÖPNV System in Deutschland haben, und dann noch so Scheisse anfangen !!

    @kutmaster
    Bin dabei !!

  10. says: LuisL

    „dabei sei die Schwarzfahrerquote um Zweidrittel gesunken.“

    Wäre ja mal interessiert wie man sowas rausfindet…Zweidrittel mal seltener kontrolliert? 😀

  11. says: None

    Bin ich im Kindergarten? Systeme sabotieren, der Busfahrer als Leidtragender, der eh schon einen schweren Job hat? Hauptsache mal wieder dagegen? Oder Sorge, schwieriger Schwarzfahren zu können? Ab 21 Uhr ist das doch „schon normal“, dass man vorne einsteigt. Wenn Schwarzfahren als „normal“ angesehen wird, bleibt wohl nur diese Lösung, die in anderen Städten so gelebt wird. Schwarzfahren ist genau so asozial wie der genannte „Stempeltrick“. Ich schmarotz‘ mich halt mal durch’s Leben, lalala…

  12. says: yarayara

    Kenn das ganze von der 60er Linie (Oeffingen-Untertürkheim), kostet schon ordentlich Zeit wenn mal was los is (is auf der Linie in Fellbach ja eher nich soooo oft =)) un vor Allem fahren trotzdem Leute ohne Ende schwarz… Achso un des mit der niedrigen Schwarzfahrerquote is einfach, es kommen einfach keine Kontrolleure mehr in die Busse (hab zumindest seit es des gibt keine mehr gesehen…)

  13. says: Martin Sp.

    @None: hier geht’s nicht um den Busfahrer, sondern darum die Dämlichkeit einer Managment-Entscheidung eben jenem Managment vor Augen zu führen. Ab 21 Uhr sind keine solchen Massen unterwegs wie im Berufsverkehr. Und Schwarzfahren wird nicht als „normal“ angesehen, sondern darum daß nicht jeder Mist auf dem Rücken der Fahrgäste gemacht wird. Übrigens: ich habe Jahresticket.

  14. says: se

    ich bin mit dem system groß geworden. wenn man als 13jähriges schulkind versucht hat am göppinger zob hinten im bus einzusteigen, wurde man von den (un)freundlichen busfahrern an den ohren wieder rausgezogen! am anfang kam ich mir da in stuttgart wahnsinnig anarchistisch vor in der mitte oder gar hinten in den bus einsteigen zu können, aber irgendwie auch verloren. 😉
    ich glaube aber auch dass die busse dadurch extrem viel zeit verlieren und die fahrpläne umgeschrieben werden müssen nach ein paar monaten eingroovezeit. interessant wäre das alles auch aufs u-/s-bahn-netz auszuweiten. wenn schon schwarzfahren bekämpfen, dann richtig und so 😀 london macht das ja sehr geschickt durch die schranken, durch die man nur zum fahrsteig gelangt, wenn man bereits einen fahrschein gelöst hat.

  15. says: stacato

    Die sollten mal eine der Testlinien in die Stadt verlegen.
    Vorallem zur Hauptverkehrszeit morgens zum Beispiel. Ich kann da nur über die 80%tige pünktlichkeits „Quote“ lachen. Zwischen 08:00 und 09:30 kommt der 40ger Bus nie pünktlich an da er am Kräherwald immer staht.

    Das gleiche Abends dann von Richtung Hauptbahnhof aus.
    Wenn wir jetzt noch 4 Minuten fürs reine einsteigen dazu rechnen, dann gute nacht.

  16. says: Martin Sp.

    @se: ich bin in Heilbronn mit dem System aufgewachsen, das man hinten einsteigt und dem Schaffner die Fahrkarte zeigt bzw, eine löst 😉 Okay, das waren die 70er.

  17. Ich finde diese Umstellung wirklich asozial! Da hat man hier schon eines der teuersten ÖPNV-Netze und dann wird auch noch der letzte Komfort aus Profitsucht der Oberen zerstört. Letzten Dezember wurde gerade die Preise erneut angehoben und jetzt will man noch mehr Geld scheffeln und keinen Cent von den Mehreinnahmen an die Fahrgäste weitergeben.

    Bin gestern mit dem Bus gefahren und ganz normal hinten eingestiegen. Der Fahrer hat einen Knopf gedrückt und daraufhin eine „Bitte vorkommen und Fahrkarte vorzeigen“-Ansage. Echt übel…

    Zum Glück muss ich nicht jeden Tag mit dem Bus fahren! 🙂

  18. says: jochen

    Bei der SSB funktioniert echt fast nichts! Das Gelaber von Sauberkeit und Pünktlichkeit klingt wie Hohn.
    Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist eh schon komplett am Arsch und dann setzt man mit dieser Zumutung noch eins oben drauf. Demletzt hatte ich mal am früheren Abend (5min. vor 18 Uhr) versehentlich nur meine Semestermarke dabei. Den Verbundpass hatte ich in ner anderen Hose in der Tasche vergessen. Da aber die Semestermarke an Werktagen nur nach 18 Uhr gilt, war das halt formal nicht korrekt von mir. Ich hätte den Verbundpass dabei haben müssen, der hätte zu der Uhrzeit gegolten. Naja, jedenfalls ist der Kontrolleur dann halt mit ausgestiegen um meine Daten in sein Gerät einzutippen. Da ich es von der Halte bis nach Hause nur 150m weit hab und der Kontrolleur ja ohnehin auf die nächste Bahn warten musste, habe ich ihm angeboten mich bis an die Türe zu begleiten, wo ich ihm meinen Verbundpass gezeigt hätte. Aber nein, darf er angeblich nicht, also halt fröhlich weiter eintippen und mir so nen Beleg ausdrucken, den ich dann im Servicecenter vorzeigen sollte. Für das Zeigen und dafür, dass die Dame auf der anderen Seite des Tisches kurz meinen Verb.pass überfliegt und irgendwas in den Computer eingibt (Zeitaufwand 30sec.) zahlt man dann 5€.
    Nichts Neues und formal ja auch konform mit den SSB-AGB’s, aber genau solches kleingeistiges Bürokratentum und die Härte beim Vollzug IM VERHÄLTNIS zum gebotenen Service ist genau das, worüber ich mich derart aufregen kann! Und das tu ich auch…
    Naja, kann sich ja jeder vorstellen, wie diese neuste Idee der SSB jetzt bei mir ankommt… GRRRR!
    Ich werde in Zukunft viel mehr zu Fuß gehen!

  19. says: jochen

    Hmm… Bei mir waren’s noch 5€. Ist aber auch schon wieder 3 oder 4 Wochen her… (10€ für die Arbeitsleistung, mal kurz die Daten auf dem Ausweis mit was aufm PC abzugleichen und dann Enter zu drücken, wär ja noch „schöner“!)

  20. says: jtxt

    wieso hackt ihr so auf der ssb rum? funktioniert doch im großen und ganzen recht gut. habt ihr schon mal versucht in einem der ehemaligen (l)ostblockländer bus zu fahren? ich bin damals lieber 6 km zur schule marschiert als mich in die überfüllten und zudem äußerst unregelmäßig fahrenden teile reinzuquetschen … fahre heute trotzdem lieber roller als bus 🙂 der frühling kommt zum glück bald!

  21. says: Sebert

    Also bisher ein Reinfall die neue Regelung. Verspätung des 43ers am Mittwochvon der Markuskirche => Dillmanstrasse: 8 Minuten !
    Erstmal müssen sich alle vorne reinquetschen, einige kaufeerst noch ein Ticket, dann müssen die die hinten reingestiegen sind noch dreimal ermahnt werden nach vorne zu kommen um ihre Fahrscheine vorzuzeigen. Der arme Busfahrer 😐

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