Stuttgarter Legenden: Club Hi

(Alle Bilder zum Draufklicken) 

André Herzer, Andreas Vogel, Fetsum an der Bar, Roy auch, HipHop-Donnerstag, Passion, Gangster-Ede, Engtanzparty, Karins Geburtstag am Weihnachten, Motor City: Ja Mann, das Hi war der Mega, weil sowieso früherwaressogeil! (mein Lieblings-Schlagwort auf diesem Blog, drei mal im Jahr kann man es anwenden), direkt neben dem Gül. Warum ess´ ich eigentlich heute noch so oft einen Gül-Döner? Am guten Ruf kann es nicht liegen. Vielleicht weil ich Gurke mag und mir bis heute noch nicht den Magen verdorben hab.

Meiner Rechnung nach hat das ehemalige Striplokal, das heute wieder ein Striplokal ist, 1999 aufgemacht. Vielleicht war es schon 1998? Nee, 1999 müsste es gewesen sein.

War damals ne leicht kritische Phase in Stuttgart. Nicht dass es keine Ausgehmöglichkeiten gab, aber dauernd nur Prag war auch doof, ins ebenfalls 1999 eröffnete Le Fonque wollte keiner mit, das M1 war dicht oder durch, das Red Dog sowieso und in die Radiobar bin ich öfters nicht reingekommen. Hatte wie heute nie was zum Anziehen. (Neulich wurde ich gefragt ob ich zu dieser US-Shop-Hinterhof Rumlunger-Geschichte komm, hab ich gesagt, ne, geht nicht, hab nix zum Anziehen. In die Clubs in denen ich bin, komme ich nur rein, weil sonst keine Musik aus der Box rauskommen würde.)

Ins Hi haben sie uns reingelassen, obwohl wenig Platz war für Menschen, die nichts zum Anziehen hatten, weil allgemein wenig Platz war, weil der Laden ungefähr die Größe eines Transit oder eines Bergamos hatte. Nur nicht so länglich und so gelblich, sondern ziemlich rötlich und praktisch quadratisch geschnitten.

Content: Eine kleine Tanzfläche, ein DJ-Pult, eine U-förmige Bar, eine Bühne für kleine Konzerte oder Extrovertierte, mehrere Polstersitzecken wie in einem Diner und noch drei Rückzugsnischen für Lapdance oder Knutschen. Die Toilettensituation war allerdings ähnlich wie im Transit. Sagen wir so: Man kam aufgrund der Engpass-Situation Toilette/Eingang (Profi-Versteck hinter der Eingangstüre) schnell ins Gespräch, falls man überhaupt Gespräche suchte. Auch guter Ort für Gespräche: Auf der Treppe vor dem Eingang rumhängen, vielleicht auch weil es drinnen einfach mal wieder zu voll war.

Wenn man nicht gesprochen hat, sass man an der Bar oder hat halt getanzt. Alles in allem war es da einfach nur Mega. Ach, hab ich schon gesagt. Magic Place. Auch weil zwei Männer wussten was sie wollten und das durchgezogen haben. Nicht nur Party-Grotte, sondern Plattform sein, Alternativen bieten und manchmal auch mutig sein. Inklusive den typischen Höhen und Tiefen, die das Nachtleben in der Regel während einer längeren Betriebszeit mit sich bringt.

2005 hat man dann aus „Altersschwäche“ den jährlichen Mietvertrag nicht mehr verlängert. Bei der letzten Party gab es Geschenke von den Gästen und ein bestimmt nicht wenige Tränen, war leider nicht da. Besonders kurios: Die Betreiber mussten den schönen Laden in seinen eher liederlichen Urzustand versetzen und diese Rückbau-Arbeiten taten besonders weh. Man hätte sich danach auch garantiert im Hi-Surrounding ausziehen können.

Jahre zuvor drückte mir eines Nachts Andreas Vogel die Hi-Zeitung beim Gehen in die Hand. Flyerbooklets mit etwas Magazin-Charakter gab es zwar schon, aber eine derartige Zeitung war damals zumindest in Stuttgart neu (hat auch seitdem meines Wissens nach nie wieder ein Club gemacht). Und die war gut und vor allem ziemlich witzig. Die Hi-Zeitung lag in meiner Flyer-Schatztruhe ganz oben. Ich musste auch 12 Jahre danach noch lachen.

Beiträge gab es von mehreren Leuten, den Hauptteil hat aber schätzungsweise Vogel selbst geschrieben.

Da waren sogar die Anzeigen cool.

Die Hi-Zeitung war quasi ein Wendeheftprojekt, die Rückseite gehört der Firma Bonn.

Alles in allem ein Spiegelbild von Cool Stuttgart im Jahre 2000, alle irgendwie, irgendwo drin, von Tiefschwarz über 0711 bis Four. Gut, schön war die Zeit, gibt es leider nicht mehr, Schade Marmelade und bin stolz darauf, dass ich auch mal legen durfte und noch mehr, dass ich seitdem zwei super Typen kenne, auch wenn der eine Menschen nicht so mag, sind immer gute Gespräche, wie Mr. Kaufmann heutzutage sagt.

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23 Comments

  1. Ja, hab‘ sogar ich noch mitbekommen als Neigschmeckter. Cooler Club. Hab‘ den allerdings sowas von verraucht in Erinnerung, dass ich’s heute wohl nicht lange drin aushalten würde.
    Da gab’s doch auch mal so eine (oder mehrere), wie sagt man auf Neu-Deutsch, „Collaboration(s)“ zwischen Mata Hari und Hi, wo man dann über den zusammenhängenden Keller hin und her laufen konnte? Oder trügt mich mein biervernebeltes Hirn?

  2. says: Thorsten W.

    Super Laden. Es gab in der Location auch vor dem Hi schon mal ne Party von Tiefschwarz, die „Sex“ oder „Pure Sex“ hießt – voll wichtig, Eintritt nur mit Einladung, 20 Mark Eintritt für jeden, keine Gästeliste, komische Dragqueens am Start und irgendwann ist die Anlage ausgefallen. War trotzdem super.

  3. says: Cana

    Die Hi Bar!!! Mein Lieblingsladen damals. Gangster-Edes smoothe Mucke war immer das Beste! Ich trauer dem Laden auch immernoch hinterher..

  4. says: Fred Funk

    die kollaboration war nicht mit dem mata hari (gab’s damals noch gar nicht), sondern einfach mit der Pizzeria drunter, wo’s im Treppenhaus ne verbindungstür gab.
    viele, viele Erinnerungen!! heidenei! eine ist mir besonders in Erinnerung geblieben:
    Sonntag morgens um 8 Uhr im Treppenhaus aufgewacht. alles dicht. musste zum Fenster ausm ersten stock in den Hinterhof springen. Samstag drauf fragt fetsum: “ und ham’se dich noch aufgeweckt“ Nöö. „oje, tut mir leid. kriegsch ein aufs haus. was willsch?“ na denn – long island ice tea!!!! und weiter ging’s…
    und dass ist nur eine Geschichte…8)

  5. says: Jay_Vee

    Ich hab’s geliebt. Mein Lieblingsabend war Anfang 2002, als Mitte Karaoke dort live gespielt haben. Es waren vielleicht 40 Leute da, alle am Durchdrehen. War eine schöne Zeit!

  6. says: Max

    Damit hat alles angefangen (für mich). Legendärer Donnerstag. Großartig auch die Quizabende oder der wohl beste Abend ever, Konrads Grime Tribute inkl Film. Perfekter Start ins Nacht -und Partyleben

  7. says: Skully

    Also wir haben damals mit Andreas und André im Hi und im Mata Hari die dritte und die vierte Blockparty gefeiert. Gabs also definitiv beide gleichzeitig. Die ersten beiden Blockpartys waren im damaligen Aduliz 2 (jetzt Schräglage) und im Hi…

    PS: ich hab echt geheult als mein Wohnzimmer zugemacht hat 🙁

  8. says: LKTRSNDY

    Ich war zum Glück auch noch ein paar Mal im HI. Kann mich an Matthew Dear erinnern, der da mal live gespielt hat. Oder auch an Ego Tronic. Oder mal mitten in der Woche einer, der mit nem C64 und dem Amiga einfach die Disketten eingelegt hat, und dann die Musik geladen und gespielt hat. War der Hammer!

  9. says: Öffi

    Ich erinnere mich gerne an die 2x die ich dort auflegen durfte, war sehr schön. Es war definitiv einer der Läden, bei dem man immer gespürt hat wie viel Liebe und Herzblut die Macher da reingesteckt haben.

    Da das Tanzverbot an Karfreitag damals noch ernsthaft verfolgt wurde gab es am Donnerstag vor Karfreitag mehrmals ein HipHop-Quiz. Das war so gut vorbereitet, lustig und außergewöhnlich…einfach legendär!!!

  10. says: Naddi

    Jaa, Hip Hop Quiz am Karfreitag war geil. Mit Tageslichtprojektor und alle haben mitgemacht.

    „Welche Hip Hop Legende ist Bi-Sexuell?“
    Wer weiss es noch…?

    🙂

  11. says: Ken™

    Das Hi war damals wirklich sehr fantastisch! Und ich bin immer noch den Machern sehr dankbar, das wir im Hi unsere Parties veranstalten durften!

  12. says: afro-dieter

    @Naddi: …und hat im Beatclub kurz vor seinem Tod aufgelegt?

    Donnerstage im Hi waren wirklich legendär und haben mich einige strenge Verweise in der Ausbildung gekostet – wars allerdings immer wert.

  13. says: mel

    LIEBE! danke fuer den artikel, den ich beim googeln nach ‚club hi‘ aus einer sentimentalen laune heraus gefunden habe! danke dass du dieses stueck kult aus einer vergangenheit ohne facebook und viel weniger internet, konserviert hast <3
    DANKE

  14. says: Betty

    Ich bin gerade nostalgisch und vermisse Läden wie den Inner Rhythm, das Prag und vor allem das Hi! Es war einfach die beste Zeit … Da erinnere ich mich noch besonders an einen Abend als wir im Treppenhaus vom Hi vor dem ‚Kässchen‘ Schlange standen und der Strom ausgefallen ist. Neben uns fing jemand an, sehr laut nasal zu sprechen und wir dachten nur, wie unangenehm da jetzt einer auf Eißfeldt macht. Als das Licht wieder an ging, stand er aber tatsächlich neben uns – mit Meli von Skills en Masse. Es gab immer wieder schöne Überraschungen im Hi, einfach unvergesslich!

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