Sonntags aufs #mpf

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Whatsapp-Dialog mit Thorsten gestern Mittag, ich frag ihn:

„Kommste nochmals MPF?“
„Hm, weiß net.“
„Sonntags kommen die coolen Leute, so wie ich.“
„Haha, sonntags voll Mainstream :D“

Er untermauert diese These mit ein paar Namen, ich denk mir, pfff, dann bin ich halt Mainstream und streamerstromer auf der Böblingerstraße in Richtung Marienplatzfest, wahrscheinlich das Thema des vergangenen Wochenendes neben dieser ominösen WG-Party-Rundtour (war da jemand dabei?) und der Innenstadtleerfeger schlechthin am Freitag- und Samstagabend. Zumindest gefühlt und bis Mitternacht.

Kein Wunder, das MPF, wie wir Instagram-Hirbel das Fest seit 30 Jahren nennen, obwohl es erst zum zweiten Mal stattfand (wie neulich schon gesagt, gab es die Stadtteilfete wohl anno nachm Krieg schon einmal und wurde quasi aus der Versenkung geholt), will das etwas andere Straßenfest sein. Keine Coverbands, keine Blasmusik, keine Bierbänke, kein Feuerwehraudole, dafür Euro-Palettentürme und ziemlich viel Folk und ein bisschen elektronisch. Das zieht dann natürlich potentielle Gäste ab, die z.B. gerne sonst am H.i.G.B. rumasseln.

Vom Freitag und Samstag kann ich nur das wiedergeben, was mir erzählt wurde (gerade vom Freitag): #platttreten #megavoll #konntestnirgendsstehen #bierausum22uhr #bisslehipstertreff #bissleschickimickialarm #schonvollsuperso #totalschön #allegetroffen #gottunddieweltwarda #echtgutesding. Ihr wisst bestimmt mehr und habt eure eigene Meinung dazu.

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Auch am Sonntag war Gott und die Welt noch da, zumindest wenn Gott und die Welt aus circa 20, 30 Leuten besteht, die ich getroffen habe in diesem Halbkreis. Ringförmig waren Essen- und Getränkestände die Bühne angeordnet (die Preisgestaltung kam mir übrigens ziemlich fair vor), darunter waren einige Gastros aus der Nachbarschaft , wie z.B. das Galao, Madagascar oder das Arigato, im Innenraum wurden die besagten und sehr begehrten Euro-Palettentürme angeordnet und noch ein bisschen Sand aufgehäuft und das wurde vom überwiegend spätjugendlichem Publikum auch nochmals am Sonntag dankend angenommen.

Gleich wohl gefühlt, Platz an der Sonne bekommen, Stimmung absolut stressfrei und sehr entspannt, alle gut drauf, dazu verträumter Open Air House plus ein Mischmasch in der Hand, so der Name des fertig abgefüllten Spezi aus Hamburg. Das gönnste dir mal. Ein Spezi bitte. War in den 80ern immer ein Hightlight bei Familienmittagessen in Restaurants, die Zum Ochsen, Adler, Zur Eiche, Alte Post oder McDonalds hießen, da gabs zur Feier des Tages ein Spezi für den kleinen Ram.

Weniger gefeiert hab ich dagegen die Band um 19 Uhr namens (laut Programmheft) Oscar & The Wolf, die angeblich „Dream Folk“ machen. Hätte gerne bei flockigen House-Beats weiter geträumt und wollte mir bei dem Depri-Sound eher einen Strick holen. Zähe Nummer, mit nur wenigen positiven Akzenten und Vibes.

Das Gleiche konnte man von Kev Fox ab 21 Uhr behaupten, die oder der wohl Minimal Folk macht. Laut Programmheft war das nur einer, auf der Bühne standen aber dann ziemlich viele Menschen, darunter ein Kontrabassist und eine Cellistin und Minimal war das meinem Verständnis von Minimal nach ebenso wenig. Vielleicht hat man auch die Acts getauscht, aber wie auch immer, die Live-Musik, zumindest gestern, war definitiv nicht meine, aber das ist eben die Ausrichtung des MPFs – sehr Galao-mässig, hörte ich öfters an dem Abend sagen. Respektiere ich voll und ganz.

Was mich beim Studieren des Line-Ups etwas verwundert hat: Die Bands kamen nahezu alle aus ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus und fast keine eine aus Stuttgart. Glaub kaum, dass es in der Region an spielfreudigen Combos mangelt, die zu der Veranstaltung gepasst hätten, und meiner Meinung wäre doch gerade so ein alternatives Stadtfest eine schöne Plattform um (unbekannte) lokale Künstler (nicht das sich die gebuchten Acts den Auftritt nicht verdient hätten) zu fördern, wo doch immer alle rumheulen, es gäbe hier nicht genügend Auftrittsmöglichkeiten und so weiter blablabla.

Aber gut, das waren gerade nur meine, ähm, zwei Pfennigstücke, so isch halt, die Organisatoren wissen und wussten garantiert, was sie da tun und wen sie dafür buchen. Hauptsache sie tun das alles nächstes Jahr wieder, denn das Ding tut dem Platz, einer einzigen Betonwüste, da bleib ich bei meiner Meinung, ziemlich gut. Mein Freund Bamsi meinte nur: Wenn das schon dieses Jahr so krass überfüllt war, wie wird das dann nächstes Jahr? Vielleicht regnet es dann halt einfach wieder.

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10 Comments

  1. Super Bericht!
    Also Toba Borke & Pheel waren auf jeden Fall extrem gut und haben zumindest die Generation 12minus richtig gut unterhalten. War schon sehr geil, dass während dem Auftritt immer mehr Kids auf die Bühne gekrabbelt sind und mitgetanzt haben. Bisschen enttäuscht war der Toba allerdings glaub von der Generation 25+ weil von denen nur ganz wenige in die Tanzpuschen gekommen sind.
    E-Punk & David Demian hätten von mir aus in jeder „Bandpause“ spielen können, zumindest hatten die beiden auf jeden Fall ihren Spaß auf dem „Love-DJ-Turm“.
    Es wurden übrigens von Freitag bis Sonntag jeden Tag mehrere Bilder auf dem Platz verteilt gemalt. „Live-Action-Painting“ nennt sich das glaub ich, die Bilder konnte man auch gewinnen, wenn man sich ein Los für 2 Euro gekauft hat. Initiiert wurde das ganze vom Marienplatzfest, verantwortlich für die Durchführung zeichnet sich der gemeinnützige Verein „Follow the white rabbit e.V.“.
    Die Hälfte des Erlöses durch den Losverkauf ging an gemeinnützige soziale Institutionen (Trott-War, MüZe Süd, Helfende Hände e.V.) die andere Hälfte wird zu gleichen Teilen an die Künstler ausgeschüttet. FTWR e.V. verdient also keinen Cent an der ganzen Aktion. Kinderprogramm haben sie übrigens auch gemacht (Schminken, Riesenseifenblasen, Bilder malen etc. pp.) Is ganz gut angekommen und zumindest am Sonntag war der Stand (Beim Basketballfeld) extrem gut besucht.

    Viele Grüße

    Chris Hoonoes

  2. says: anska

    Lokale Künstler sind ja immer was gutes. Entweder hat niemand von denen gefragt ob sie mal spielen dürfen oder die geforderten Gagen waren einfach zu hoch!? Wir werden es wohl nie erfahren…

  3. says: martin

    ha oder die veranstalter haben halt eher weniger interesse an lokalen künstlern und setzen auf auswärtige / internationale – oder es gibt für die veranstalter keine lokalen, die zu dem festle passen.

  4. says: Ken™

    warum soll spezi denn so was besonderes sein? gehst du in den gut sortierten getränkehandel, dann bekommt dus hinterher geworfen:

    http://www.spezi.com

    ach ja, ich vergaß, im kessel gibts ja nicht so viele „spezialgeschäfte“ wie auf dem kesselrand…

  5. says: martin

    natürlich ist spezi nix besonderes, das stand da auch gar nicht bzw. war so nicht gemeint, sondern eher dass die eltern damals etwas besonders daraus gemacht haben, weil sie nicht wollten, dass ihr kleinen en masse fanta und cola trinken. so was das halt bei mir.

    und heuzutage trink ich beides immer noch wenig und hab somit auch spezi nich aufm schirm, weisch. und so kamen halt am sonntag die erinnerung hoch als ich die flasche sa und hab mich halt mal wieder über ein spezi gefreut.

  6. says: saarländer

    Genau, Spezi gabs halt nie zu Hause und hatte was Besonderes (v.a. in Kindertagen) genauso wie Kroketten , die von mir dann auch immer als Beilage gewählt wurden. Als Kind war man halt selten im gut sortierten Getränkehandel unterwegs :).

  7. says: Ken™

    @ martin:

    dann hab ich das etwas falsch verstanden. also spezi gabs zu meiner zeit relativ oft (natürlich nicht jeden tag, dafür hatte man so zuckerbomben wie sunkist, sinalco oder bluna gehabt) aber ab und an… ich hab mich immer wie bolle gefreut, wenn ich als kleiner bub mal ne afri cola trinken durfte. dann war ich der könig der welt!

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