Feinstaub-Alarm in Stuttgart bis mindestens Donnerstag

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(Foto Stadt Stuttgart, Leif Piechowski/Lichtgut) 

Die Stadt zieht in einer Pressemitteilung (unten) ein erstes Fazit: „Das Thema bewegt die Menschen enorm. Die Konsequenzen der hohen Schadstoffbelastung im Stuttgarter Kessel sind noch nie so intensiv diskutiert worden. Das ist wichtig, denn wir wollen mit dem freiwilligen Feinstaub-Alarm die Menschen ja zum Umdenken bewegen“, so OB Kuhn.

Es rauscht den ganzen Tag auf allen Kanälen, gut, blöd, #ichfahrtrotzdemauto, #wassollndasbringen, bitte gleich Fahrverbote usw. An Kritiker gerichtet meint Kuhn: „Ich kann die Ungeduld nachvollziehen. Aber Freiwilligkeit ist immer besser als Zwang. Den Versuch zu unternehmen, die Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, freiwillig einen Beitrag zu weniger Autoverkehr zu leisten, sollte man nicht schlecht reden, sondern unterstützen.“

Was man heute ebenfalls oft und wenig überraschend wahrnimmt: Da sich der Öffentliche Nahverkehr, insbesondere natürlich die S-Bahn, in den letzten Jahren nicht mit Ruhm bekleckert hat und die S-Bahn mit Verspätungen und anderem Chaos in Verbindung gebracht wird (ganz abgesehen von den hohen Preisen im Vergleich zu anderen deutschen Städten) fällt die Option für nicht wenige flach. Und: Es werden bald wegen S21-Arbeiten an zwei Stellen U-Bahn-Linien für anderthalb bzw. für über zwei Jahre gekappt.

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Nochmals die Vergünstigungen bei Feinstaubalarm:

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Feinstaub-Alarm in Stuttgart bis mindestens Donnerstag
OB Kuhn: „Das Thema bewegt die Menschen enorm“

In der Landeshauptstadt Stuttgart (Umweltzone) gilt weiterhin Feinstaub-Alarm

Beginn:
seit Montag, 18. Januar, 00.00 Uhr für den Autoverkehr
seit Sonntag, 17. Januar, 18.00 Uhr für Komfort-Kamine

Fortdauer: Der Feinstaub-Alarm dauert mindestens bis einschließlich Donnerstag, 24.00 Uhr.

Ende: Das Ende des Feinstaub-Alarms ist weiterhin noch offen.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn erklärte am Montag, 18. Januar, zum Auftakt des Feinstaub-Alarms: „Das Thema bewegt die Menschen enorm. Die Konsequenzen der hohen Schadstoffbelastung im Stuttgarter Kessel sind noch nie so intensiv diskutiert worden. Das ist wichtig, denn wir wollen mit dem freiwilligen Feinstaub-Alarm die Menschen ja zum Umdenken bewegen. Das geht natürlich nicht von Montag auf Dienstag. Wir werden weiter dafür werben, den Feinstaub-Alarm ernst zu nehmen und darüber nachzudenken, ob es denn immer das Auto sein muss.“

Allen Autofahrern aus der Region wie aus Stuttgart rate er, zweierlei zu bedenken: „Jeder ist mit seinem Auto Teil des Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Problems, es sind nicht nur die anderen. Und jeder will gute Luft atmen – auch in Stuttgart.“

Deshalb bekräftigte Kuhn den Appell: „Lassen Sie bei Feinstaub-Alarm Ihr Auto stehen. Suchen Sie nach umweltfreundlichen Mobilitätsalternativen. Zum Schutz der Stuttgarter Luft und zum Schutz der eigenen Gesundheit.“

An die Adresse der Kritiker des Feinstaub-Alarms aus den Umweltverbänden und-initiativen sagte der OB: „Ich kann die Ungeduld nachvollziehen. Aber Freiwilligkeit ist immer besser als Zwang. Den Versuch zu unternehmen, die Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, freiwillig einen Beitrag zu weniger Autoverkehr zu leisten, sollte man nicht schlecht reden, sondern unterstützen.“

Niemand solle sich aber täuschen: „Wenn die Freiwilligkeit nicht zur nachhaltigen Verringerung der Schadstoffwerte führt, dann wird es ordnungspolitische Maßnahmen wie zum Beispiel Fahrverbote geben müssen.“ Das werde alle viel härter treffen, als jetzt nach Mobilitätsalternativen zu suchen. Kuhn: „Wir müssen in Stuttgart die EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid einhalten, besser noch: deutlich unterschreiten – am besten freiwillig, notfalls unter Zwang.“

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Seit Auslösung des Feinstaub-Alarms am Samstag hat die städtische Informationsseite www.feinstaubalarm.stuttgart.de mehr als 15.500 Besuche verzeichnet. Am Samstag, 16. Januar, und Sonntag, 17. Januar, wurden mit den Mitteilungen über die sozialen Medien allein in Facebook über 200.000 Nutzer erreicht, die 360 Kommentare abgegeben haben. #Feinstaubalarm war zeitweise auf Platz zwei der Top 100 deutschen Hashtags auf Twitter. Diese große Reichweite und die Diskussionen zeigen, dass die Stadt Stuttgart die Menschen mit ihren Informationen erreicht und zum Diskutieren über das Mobilitätsverhalten angeregt hat.

Der Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale Stuttgart (IVLZ), Ralf Thomas, erklärte zum Verkehrsaufkommen in der Landeshauptstadt: „Seriös kann heute niemand sagen, ob nach Auslösung des Feinstaub-Alarms am Montag nun mehr oder weniger Autos auf Stuttgarts Straßen unterwegs waren. Wir beobachten das Verkehrsaufkommen, aber es gibt keine punktgenauen Verkehrszählungen.“

Eine Vergleichbarkeit mit anderen Werktagen sei auch deshalb schwierig, weil unvorhergesehene Ereignisse wie Vollsperrungen ad hoc zu Staubildungen führen und sich dadurch die Verkehrswege der Autofahrer änderten. Gleiches gelte für Störungen im Bahnnetz. Thomas: „Wir können unsere Beobachtungen erst nach mehreren Tagen, besser noch nach mehreren Feinstaub-Alarmen auswerten, um Rückschlüsse zu ziehen.“

Dr. Ulrich Reuter, Stadtklimatologe beim Amt für Umweltschutz der Landeshauptstadt Stuttgart, sagte zu den Auswirkungen des Feinstaub-Alarms auf die Messwerte von Luftschadstoffen: „Eine Grundbelastung mit Schadstoffen bleibt auch während des Feinstaub-Alarms, denn es gibt ja Emissionen wie zum Beispiel aus Heizungen, unvermeidbaren Wirtschaftsverkehr und auch eine Vorbelastung aus den Tagen davor, die in der Luft ist. Solange also wetterbedingt der Luftaustausch stark eingeschränkt ist, kann es sein, dass tagesaktuelle Feinstaubwerte trotzdem erhöht sind, auch wenn weniger Kraftfahrzeugverkehr unterwegs war.“

Entscheidend sei aber das Ziel, durch den Feinstaub-Alarm mit freiwilligem Verzicht auf das Auto mögliche Spitzenwerte zu verhindern und die Belastung insgesamt zu senken. „Dies bedarf einer längerfristigen Beobachtung, letztlich der Auswertung am Ende eines Jahres“, erklärte der Stadtklimatologe.

Welche Möglichkeiten gibt es für Umsteiger?

Um mehr Kapazitäten im öffentlichen Nahverkehr während des Feinstaub-Alarms zu schaffen, wird die Sonderlinie U11 tagsüber (außerhalb der Hauptverkehrszeiten) zusätzlich eingesetzt. Die U11 kann die Tallängsachse des ÖPNV und die Innenstadt insgesamt bei Feinstaub-Alarm entlasten. Es ist ein Angebot an alle, die sich tagsüber sonst mit dem Auto in der Stadt bewegen, bequem umsteigen zu können. Dies soll Entlastung auf den Hauptverkehrsachsen in der Stadt und damit auch an der belasteten Kreuzung am Neckartor bringen. Zudem werden die S-Bahn-Linien 1, 2, 3 und 5 über die Hauptverkehrszeiten hinaus als Langzüge verkehren.

Mit dem Start des Feinstaub-Alarms gibt es für Umsteiger verschiedene Vergünstigungen: So bietet der VVS einen zusätzlichen Freimonat für Abo-Einsteiger an.

Zudem können während der ersten beiden Feinstaub-Alarme Einzeltickets des öffentlichen Nahverkehrs über die App der Firma moovel zu 50 Prozent des regulären Fahrpreises erworben werden. Auch die vollelektrischen Fahrzeuge von car2go können während der ersten beiden Feinstaub-Alarme über 50 Prozent günstiger, somit für 14 Cent pro Minute genutzt werden.

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