Das Leben in schön

Das neue re.flect ist draußen und dieses Mal geht es unserer Kolumne über das total banale Foto-Netzwerk Instagram. Total nutzlos aber macht sau Spaß. 

(Bloggen geht aber oder? ) 

Ich mag ja dieses Ding called Social Media. Nicht nur, weil ich beruflich damit zu tun und deshalb immer eine Ausrede habe, alles mal auszuprobieren. Ich probier auch sonst alles gern mal aus. Ich bekomme immer wieder E-Mails von Social Media-Plattformen, von denen ich längst vergessen habe, dass ich mich angemeldet habe. Ich bin meistens „early adopter“ – bei myspace war ich damals relativ früh dabei, bei Facebook auch (23. Juli 2007, Alter!), wenn auch anfangs eher inaktiv.

Manchmal bin ich bei solchen Plattformen auch zu euphorisch – so wie bei Google+, wo ich noch unglaublich stolz war, schon am ersten Tag einen Zugang zu haben. Eine Plattform, die – sorry, auch wenn die offiziellen Zahlen was anderes daherlügen – einfach keiner nutzt, außer Leuten, die bei Xing als Jobbezeichnung „Social Media Expert“ (ohne e) oder „Digital Native“ (OMG) eintragen.

Oder Amen, eine Plattform, deren herausragendstes Merkmal ist oder war, dass angeblich Ashton Kutcher mit investiert hat. Das fand ich am Anfang spannend. Also so zwei Tage lang. Inzwischen gehört Amen mit Google+, Xing und Twitter (was ich für ein Zeichen halte) zu den Plattformen, die E-Mails verschicken, dass es doch was Neues gibt. Ich seh das ganz einfach so: Wenn mir eine Social Media Plattform per E-Mail sagen muss, dass es etwas Neues gibt, dann funktioniert sie nicht.

Bei Twitter war ich anfangs ebenfalls recht euphorisch und aktiv, inzwischen bin ich da nur noch sporadisch am Start, Kollege Martin ist da fast schon hyperaktiv. Was ich zumindest ab und zu nutze ist Pinterest, das macht Spaß.

Und was ich zur Zeit (nach der alten Mutter Facebook, natürlich) am meisten nutze ist Instagram. Anfangs dachte ich ja, Instagram wäre sowas wie Hipstamatic, also einfach nur eine Fotofilterfunktion füs iPhone. Aber weit gefehlt.

Instagram ist die allernutzloseste Social Media Plattform von allen und macht darum am allermeisten Spaß.

Und das geht so: Man nimmt ein Foto auf, legt einen Filter drüber, so dass das Foto gut aussieht, und postet es, wobei man es noch per Fousquare mit dem Ort versehen kann, wo es aufgenommen wurde. Die Follower können das Foto dann kommentieren und/oder liken. Das war‘s.

Man kann ein Foto zwar noch teilen auf FB, Twitter und Co, aber kann man z.B. nicht mit einem anderen User Kontakt aufnehmen. Es gibt Instagram auch nicht als Desktop-Anwendung, sondern nur als Smartphone-App. Und, ach ja, Facebook hat Instagram für 1 Mrd. Dollar gekauft vor ein paar Monaten.

Und wie bei anderen Plattformen gibt es auch hier ein paar ungeschriebene Gesetze: Die größten Themen bei Instagram sind (mit großem Abstand) Essen, dann Wetter und dann noch Turnschuhe. Keine Instagram-Woche sollte ohne mindestens zwei Bildern von Essen und Wetter zu Ende gehen. Outfits bitte nur so, dass man das Gesicht nicht sieht. Gesichter nur von anderen. Fotos von sich selber mit Gesicht dürfen nur gutaussehende Frauen posten, und von denen gibt es zum Glück viele bei Instagram. Leider kann man mit ihnen wie gesagt nicht Kontakt aufnehmen.

Wie bei Twitter kann man seinen Fotos mit # Hashtags mitgeben, was dazu führt, dass ich bei meinen legendären Sonnenuntergang-Fotos mit Hashtag #sunset regelmäßig bereits nach zwei Sekunden Likes von Leuten aus der ganzen Welt habe, die wohl eine automatische Like-Funktion für #sunset eingerichtet haben.

Was mir in den Sommermonaten etwas die Laune an Instagram verdorben hat sind Urlaubsfotos, natürlich auch ein großes Thema. Wobei ich mich immer gefragt habe, ob die Leute wirklich im Ausland teures Datenroaming nur für Instagram machen. Aber wofür sonst?

Es gibt sogar (nicht wenige) Leute, die in ihrem Blog ein regelmäßiges „My week on Instagram“-Special machen. Und das sieht immer verdammt gut aus.

Denn das eigentliche Erfolgsgeheimnis von Instagram ist: Die Welt sieht immer schön aus. Die Leute posten nur schöne Erlebnisse, Montags-Gejammer und Mitleidspostings wie bei Facebook oder Twitter gibt es nicht. Und alles sieht mit dem Instagram-Filter schön aus.

Wäre die Welt so, wie sie auf Instagram aussieht, wäre sie ein besserer Platz zum Leben.

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