52 Albums/2: Marusha „Wir“ by Jayvee

wir

Bei unserer zweiten Ausgabe unserer neuen Serie „52 Albums“ erzählt Jan Votteler (*) alias Jayvee, warum er das Album „Wir“ von Marusha aus dem Jahre 1995 so schätzt.

Mit diesem Album hat hier wohl keiner gerechnet, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass Marushas zweite LP ziemlich schnell im damaligen Rave-Tumult untergegangen war. Für mich ist „Wir“ aber eine der interessantesten Electro-Platten überhaupt, und das resultierte auch in dem Entschluss, selbst DJ zu werden.

Marusha war ´95 ein rotes Tuch für die Szene, das nur eineinhalb Jahre zuvor veröffentlichte „Over the Rainbow“ war das Werk Satans, die „Mayday“ stand für Ausverkauf, und das Berliner Label „Low Spirit“ war sowieso an allem Schuld. Und mitten in dieser Zeit, als Mark’Oh und Das Modul die Charts anführten, kam nun dieses Album auf den Markt.

Wer ein zweites, fröhlich stampfendes „Raveland“ erwartete, wurde bitter enttäuscht. Denn statt Kaugummi-Techno gab es echten 808-Electro, House und experimentellen Techno.

Genau diese Mischung beeindruckte mich schwer, und sollte auch meine musikalische Ausrichtung nachhaltig beeinflussen. Blöd nur für Marusha, dass dieses Album quasi zwei Jahre zu früh erschien – als 1997 Electro in die Charts einzog (siehe Members of Mayday „Sonic Empire“ oder so unsägliches Zeug wie Music Instructor „Super Sonic“), war Marushas Blueprint für exakt diesen Sound längst in Vergessenheit geraten.

Ergo: Die DM 24,95, die ich bei der Lerche für diese LP gelöhnt hatte, waren gut investiert, und das Tolle: Viele Tracks klingen heute noch frisch und knackig. Wie gesagt, ist (fast) alles drauf: Deep House („House“, „Sunset“), Täschno („Lava“, „Secret“), Electro und Breakbeat („Adjust“, „Vermilion“), instrumentaler TripHop („Hopper“), und ein bissle Rave („Unique“). Ein völlig zu unrecht übergangenes Werk deutscher Elektronikkultur.

* Jan Votteler ist das was man gerne als „eine gute Seele“ bezeichnet, hat jahrelang für Sub Culture geschrieben, ist heute freier Redakteur beim Stadtmagazin PRINZ und betreibt gemeinsam mit Piwi die Stuttgarter Breakbeats Plattform Lucky Break. Kürzlich haben sie die erste Platte auf ihrem neuen Label Lucky Break Recordings veröffentlicht.

Join the Conversation

1 Comments

  1. says: se

    supergut, dass ihr die 52-alben-reihe wieder zum leben erweckt!
    ich trau mich trotzdem (noch?) nicht das marusha album anzuhören;)

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert