52 Albums/06: Prince „Sign O´ The Times“

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Zunächst muss ich mich korrigieren. Wenn ich jemals ein Idol neben Jay-Z UND Jeff Mills hatte, dann war es Prince.

Ich war zu Jugendzeiten von dem arbeitswütigen Männlein aus Minneapolis und seiner unfassbaren Kreativität schwer beeindruckt. Madonna hat mich damals wie heute nie groß berührt, Jacko war freilich auch super, aber sein Werk wiederum stark überschauber.

Prince hat spätestens ab 1982 bis 1992 (bei dem ganzen Tafkap-Gedöns bin ich ausgestiegen und neuere Releases nicht mehr weiter verfolgt) fast einmal im Jahr eine gute bis herausragende Platte veröffentlicht. Mit Betonung auf veröffentlicht – wer weiß wie lange die Tracks schon bei Prince in der Schublade lagen. Dabei ist „Sign O´ The Times“ ohne Zweifel das Herzstück seines Schaffens.

Natürlich ist der opulente Meilenstein auch das Einsame-Insel-Album schlechthin. War in den 90ern in Lifestyle-Magazinen eine beliebte Frage an Promis: „Welche drei Alben würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ Auf 10 Antworten kam acht Mal „Sign O´ The Times“.

Ich weiß gar nicht mehr so recht, wie ich mich als junger Kerl für Prince begeistert habe. Lag wahrscheinlich an MTV. 1991 war mein erstes MTV-Jahr und ich verbrachte stundenlang damit mir Musikclips reinzuziehen. Ich würde soweit gehen und sagen, dass MTV Anfang `90 noch Bildungsfernsehen war. Zumindest Musikbildung. Auf jeden Fall kam da auch immer viel Prince, sein aktuelles Album hieß „Diamonds & Pearls“, die Singles „Get Off“ und „Cream“ liefen rauf und runter.

Ein richtiger Flash war aber der vier Jahre ältere Song „Sign O´ The Times“ inklusive des spartanischen Karaoke-Clips. Auf diesen Clip habe  ich stundenlang gewartet. Hab Prince MTV-Special-Days auf VHS aufgenommen. Immer wieder „Sign O´ The Times“. Dieses Lied ist bis heute einer meiner absoluten Lieblingssongs.

Als die Kohle dann mal wieder gereicht hat, bin ich in die Lerche und habe dieses Doppel-Set gekauft. Ein Prachtstück. Nicht nur jeder einzelne Song, darunter so Perlen wie „Starfish & Coffee“ oder „Housequake“, sondern auch das Coverbild haut mich bis heute noch um. (Später hab ich mir übrigens noch das Video vom Sign-Tourstopp in Paris gekauft.)

Neben dem außergewöhnlichen Inhalt verbinde ich aber mit diesem Album noch etwas ganz anderes, und zwar Geschwisterliebe – beziehungsweise erst einmal ziemlichen Geschwisterzoff.

Folgendes: Ich hatte damals schon meinen eigenen Plattenspieler in meinem Zimmer und auch dank Zeitungsaustragen und anderen Ferienjobs Kohle für Platten. Meine jüngere Schwester wiederum hatte noch keinen Nebenjob (weil zu jung) und auch keinen eigenen Plattenspieler.  Und auch so gut wie keine eigenen Platten. Also musste bzw. wollte sie immer im Wohnzimmer unserer Eltern Musik hören – sprich MEINE Platten.

Und wenn´s um MEINE Platten ging, war ich schon immer relativ eigen. Nicht nur, dass sich meine Platten auch in meiner unmittelbaren Umgebung befinden müssen, also nicht z.B. im elterlichen Wohnzimmer, sondern auch was die Pflege angeht, insbesondere die zärtliche Behandlung der Cover. Meine Platten haben so gut wie keine Macken, Schrammen oder Knickfalten.

Meine Schwester war da schon anders. Schallplatten waren für sie eher Mittel zum Zweck als große Liebe. Sie war zu meinen guten Stücken nie wirklich zärtlich und hat mir öfters mal fette Knicke an den Coverecken und Innensleeves reingedonnert.

Insbesondere gelitten unter ihren ungeschickten Händen hat die „Sign O´ The Times“. Klar super Platte, die wollte sie auch oft hören. Das bedeutete für mich jedes Mal ein Stich ins Herz, denn immer wenn sie sich mein Schmuckstück genommen hat, bekam ich sie mit einer neuen Knick in der Ecke oder Macke zurück. Bin ich da dann durchgedreht!  Da kam es nicht nur einmal zu einem handfesten Streit.

Sie hat immer die Schuld von sich gewiesen, aber mir war schon klar, wer dieses neue Eselsohr in meinem Schatz zu verantworten hat. Mutti wars bestimmt nicht! Irgendwann war es mir zu blöd und ich sagte ihr: So, du darfst meine Platten nicht mehr hören!

Das ist lange her und längst vergessen. Okay, wenn ich hier meine zerschrammte Copy liegen sehe dann… arg! Spass. Vor ein paar Jahren habe ich meiner Schwester ein Vinyl-Exemplar von „Sign O´ The Times“ zu Weihnachten geschenkt. Sie hat glaube ich erst gar nicht so wirklich begriffen warum. Habs ihr dann erklärt. Aber so sind wir Elberts halt. Stehen einfach mal gerne auf der langen Leitung.

Und Herr Nelson? Prince soll heutzutage wieder ganz gut in Form sein. Allerdings bin ich wie gesagt da mehr oder weniger raus, was seine neuen Releases angeht. Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

5 replies on “52 Albums/06: Prince „Sign O´ The Times“”
  1. says: schwester

    das war ganz schön hart damals.. und ich hab wirklich niemals Eselsohren in die Cover reingemacht, zumindest nicht mit Absicht ;(
    Noch schlimmer war ja, dass ich mir die Reihenfolge der Platten merken musste, wie sie bei dir in den Kisten standen, sonst hättest du das sofort gemerkt, wenn ich sie mir mal heimlich genommen habe….

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